Den 3. März 2020 markiere ich mir in meinem Kalender als den Tag, an dem die Jungs und Mädels des Guide Michelin zur Vernunft gekommen sind. An diesem Tag haben sie dem Restaurant Hannappel in Essen den schon lange fälligen Michelin-Stern verliehen. Jetzt sind sie endlich Freunde: Hannappel und der Michelin
Wir durften ja bereits im vergangenen Jahr die wunderbaren Gerichte genießen, die Küchenchef Knut Hannappel und sein Team auf die Teller zaubern. Es wurde definitiv mal wieder Zeit, das Restaurant Hannappel zu besuchen. Am Ende des Abends waren wir erneut fassungslos, dass der begehrte Macaron noch nicht an der Tür hing.
Zum Glück ist das ja nun behoben 🙂 Bravo, Guide Michelin!
Das Restaurant Hannappel präsentierte sich gewohnt stilvoll ohne gezwungen zu wirken. Der – auch gewohnt – kompetente Service servierte zum Aperitif dann auch gleich die begleitenden Häppchen. Sülze vom Kalbstafelspitz und Garnelentatar auf Knusperchip.
Beide Häppchen waren lecker und daher schnell verputzt. Aber nicht schlimm, es wurde direkt eine Brotauswahl mit Trüffelbutter und Kräuter-Quark-Dip serviert
Auch Butter und Dip waren geschmacklich einwandfrei. Die angenehm trüffelige Butter war schwer zu händeln, weil etwas verloren im großen Glas. Aber wir haben es hingekriegt 😉 Das folgende Amuse Bouche hingegen überzeugte nicht nur im Geschmack, sondern war auch ganz unkompliziert zu genießen.
Serviert wurde ein herzhaftes „Cremetörtchen“ aus Lachsforelle und Kürbis mit pikanter Kresse-Creme. Für die Struktur bei all der Creme sorgten Tapioka-Perlen und ein Stückchen Brioche. So viel Geschmack schon vor Beginn des Menüs!
Im ersten Gang kam Gelbschwanzmakrele auf die Teller. Selbige nach Ceviche-Art gebeizt und von cremigem Buttermilch-Dashi begleitet. Einige Tupfer Jalapeno-Creme lieferten angenehme Schärfe. Dazu knackig-frische Gurke und Salzigkeit durch Salicorn.
Der absolute Knaller aber war die marinierte Koriandersaat, die nicht nur Struktur, sondern auch die perfekt ergänzende Würzung zur Makrele mitbrachte. Ich wusste es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber dieser Gang sollte mein Favorit im Menü werden. Eine Explosion an Geschmack und Tango am Gaumen!
Weiter ging es mit Filet vom Stör auf Roggencreme, Perlzwiebeln und Hühnerhaut-Chip. Es war mein erster Stör, aber sicher nicht mein letzter. Ich mag nämlich sehr gerne festfleischigen Fisch. Und das ist Stör unumstritten.
Der erste Eindruck war daher fast, dass der Fisch zu weit gegart wäre. Aber das kommt im Restaurant Hannappel natürlich nicht vor! Der Stör war perfekt gebraten. Die Roggencreme extrem herzhaft dazu. Leicht süße Perlzwiebeln mit kräftigem eigenem Sud badeten den Stör, der durch den Hühnerhaut-Chip eine spannende Ergänzung erfuhr.
Sagte ich schon, dass Knut Hannappel und sein Team was können?
Es war an der Zeit für Sorbet. Und zwar Mango-Curry-Sorbet in Koriandersud. Der Kellner teilte uns beim Servieren mit: „Der Koriander musste weg.“ 😉 Also wenn Dinge, die weg müssen, immer so gut schmecken, dann kann ich damit leben.
Außerdem war das endlich mal ein Sorbet, dass seinen Zweck erfüllt, Gaumen und Magen auf die nächsten Gänge vorzubereiten und nicht als Zwischendessert durchgeht. Würzig, unsüß, cremig, lecker!
Im Hauptgang gab es Fleisch. Genauer gesagt Wagyu Ochsenbrust. Ich hatte fälschlicherweise gehofft, dass diese in geschmorter Version zu genießen wäre. War Sie – aus meiner Sicht leider – aber nicht. Die Ochsenbrust war rosa gegart (meine Vermutung: Sous-Vide) und dadurch fast schwammig weich.
Das ist ja nicht nur absolut im Trend, sondern wird auch von vielen Gourmets geliebt. Daher hake ich das mal unter „Geschmackssache“ ab. Sehr lecker dazu der Schaum aus Lapsang Souchong, einem chinesischen Rauchtee.
Begeistern konnte mich auch die Topinambur-Schnitte (Danke, Hannappel, dass es keine Tompinambur-Creme war) mit Birnencreme und gebratenen Pilzen. In der Summe also ein gelungener Hauptgang!
Es nahte das süße Finale. Wie Ihr wisst, kann ich in der Regel gut darauf verzichten. Wie gut, dass ich das diesmal nicht getan habe! Das Parfait von weißer Schokolade mit Pistazien-Sorbet, Tonkabohnencreme und Kokos-Knusper war geschmacklich perfekt und harmonisch.
Das I-Tüpfelchen aber ein Vanille-Essig-Gelee, dass nicht nur für die notwendige Säure sorgte, sondern dem Dessert eine Frische und Leichtigkeit verlieh. Nach der Makrele definitiv mein zweiter Favorit im Menü. Zum Beweis das Leerer-Teller-Foto!
Natürlich gab es zum Espresso noch eine süße Begleitung. Macarons mit Salzkaramelfüllung und zartherbe Pralinen mit Ananas. Selbstverständlich beides hausgemacht, was auch sonst?
Bei der abschließenden Stippvisite in der Küche durfte ich das hochmotivierte Team kennenlernen, das trotz Endspurt in Richtung Feierabend noch Zeit für Foto und ein kurzes Gespräch hatten. Danke dafür!
Wie gesagt, wir haben uns erneut ernsthaft gefragt, warum das Restaurant Hannappel noch keinen Michelin-Stern sein eigen nennen darf. Ich war mir aber sicher, dass es bald soweit sein würde. Und so geschah es dann ja auch im März 2020. Endlich, Michelin!
Restaurant Hannappel
Dahlhauser Str. 173
45279 Essen
www.restaurant-hannappel.de
Noch mehr Lust auf Gourmetküche?
Dann lest meinen Post über den Besuch im Restaurant Hannappel 2019.
Oder sollen es noch mehr Michelin-Sterne sein?
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