Ich habe schon in Restaurants gespeist, deren Auszeichnung mit diversen Michelin-Sternen sich mir nicht erschloss. Über diese werdet Ihr in diesem Blog aber nichts lesen. Umso lieber schreibe ich über das Menü im Restaurant Hannappel in Essen.
Das Hannappel nennt keinen Stern sein eigen. Was verwunderlich ist. Es muss sich um eine bewusste Entscheidung des Küchenchefs handeln, das Essen gäbe es sicher her.
Heutzutage schließen Köche wie Johann Lafer – seit 35 Jahren mit einem Stern ausgezeichnet- ihre Restaurants, um sich den Zwängen der Spitzenküche zu entziehen. Da muss die Frage erlaubt sein: ist exzellente Küche nur dann wirklich gut, wenn der Michelin-Stern an der Tür hängt?
Macht der Stern den Unterschied?
Aber kommen wir zum Wesentlichen: 5-Gänge-Menü mit Weinreise im Restaurant Hannappel. Der freundliche, umsichtige, aber nie aufdringliche Service serviert uns zunächst Tomatenbutter, Kräutercreme und sehr leckeres frisches Brot. Dazu in kleinen Häppchen Steckrüben-Flan und Falafel. Macht sich gut auf dem festlich gedeckten Tisch und noch besser am Gaumen.
Die Küche grüßt uns mit Tunfisch auf Erbsenmus mit gepopptem Wildreis. Dazu Tupfen von Reis- und Aprikosencreme. Ein ausgesprochen freundlicher Gruß!
Das Menü startet mit „Ora King Lachs, Rettich, Kräuter, Buttermilch“. Der Lachs von bester Qualität leicht abgeflämmt, die Kräuter als Sud. Perfekt ergänzt durch ein wunderbares Buttermilch-Panna-Cotta.
Es folgt Island-Kabeljau mit Grünkohl (gekocht und frittiert), Gelber Bete und Orange. Auch hier wieder ein perfektes Spiel der Aromen, die man klassisch in dieser Kombination vielleicht nicht erwartet hätte.
„Ravioli vom Tiroler Bergkäse mit Wintertrüffel und Entenfett“ Was zunächst unspektakulär klingt, entpuppt sich als Highlight des Menüs. Darüber herrscht Einigkeit am Tisch. Die Ravioli: hauchdünner, zarter Teig und ausgewogene Füllung – das geht selbst in Italien nicht besser!
Die Ravioli – Die Sensation!
Die eigentliche Überraschung ist aber das Entenfett, das sich in zwei Konsistenzen präsentiert: als knusprige Minichips von der Haut und als umschmeichelnder Sugo. Dazu der Wintertrüffel – eine Geschmacksexplosion, die man so schnell nicht vergisst!
Da hat es der Hauptgang schwer. Aber das Filet vom US Beef gibt mit Roscoff-Zwiebel, Senf und Kartoffel alles 🙂 Das Filet – natürlich – perfekt rosa gebraten, Kartoffeln als Kuchen und Esspapier, dazu die milde Zwiebel. Lecker! Punkt!
Ach ja, ich vergaß das Sorbet. Bloody Mary mal anders: Wodka-Tomaten-Sorbet mit Sellerie und Speck. Meine Gedächtnislücke erklärt sich durch meine Aversion gegen Tomatensaft. Daher war das Sorbet so garnicht mein Geschmack. Der Rest des Tisches war begeistert, daher gibt es auch nur ein Restefoto.
Zum Dessert serviert das Hannappel „Schichtnougat mit Tamarillo und Hibiskus“. Das nicht zu süße Finale stellt sich als zweierlei Mousse heraus. Tamarillo als Eis und Ragout, Hibiskus als Macaron. Da freut sich der Süßmagen.
Zum Espresso etwas Konfekt und Schoko-Macarons und wir treten satt und sehr glücklich die Heimreise an. Mit der S-Bahn, weil nämlich die Weinbegleitung auch sehr zu empfehlen ist. Das Hannappel steht ab sofort auf meiner persönlichen Restaurantliste – gerne wieder!
Restaurant Hannappel
Dahlhauser Str. 173
45279 Essen
http://www.restaurant-hannappel.de/
Wer ist sonst dem Stern nah? Hier meine Antwort.
Gute Stube Herne
Backmulde Ladenburg