Die griechische Küche ist so vielseitig wie das Land an der Ägäis selber. Und vor allem ist griechische Küche viel mehr als Grillteller und Gyros. Obwohl ich gegen gutes Gyros mal so garnichts einzuwenden habe. Ich bin Jahrgang 1970 und damit die Generation, die mit ihren Eltern gerne mal „exotisch“ beim Griechen essen ging.
Ihr kennt das: die nicht-warmhaltende-Warmhalteplatte in der Mitte des Tisches. Darauf eine Anhäufung von Fleisch, Pommes, Reis und Zwiebeln. Alles locker für mindestens zwei Personen mehr ausreichend als auf der Speisekarte angegeben. Daher bin ich quasi mit Gyros griechisch konditioniert worden. Dennoch kam ich damit während meiner einwöchigen Reise durch Griechenland nicht mal annähernd in Kontakt.
Griechische Konditionierung der 80er-Jahre
Dafür durfte ich andere kulinarische Köstlichkeiten erleben. So auch auf Kreta. Chania war dort die erste Station unserer einwöchigen Rundreise durch die griechische Küche. Eine der Hauptattraktionen Chanias ist der Venizianische Hafen. Dort findet man natürlich auch eine Reihe an Cafés, Bars und Restaurants.
Erfahrungsgemäß findet man aber die gute Küche besser abseits der touristischen Hotspots. So auch in Chania. Einfach mal die Straße lang, die Gasse nach links, einen schmalen Weg nach oben. Und schon ist man von zahlreichen griechischen Tavernen umgeben.
Taverne Moutoupáki
Die Entscheidung fiel spontan nach Bauchgefühl. So begannen wir unsere kulinarische Reise durch Griechenland im Restaurant Moutoupáki. Typische Optik einer Taverne. Holztische und -stühle, gestreifte Tischdecke, einfache Papierservietten.
Und typisch für den Urlaubsbeginn kann man sich so mal garnicht entscheiden. Oktopus vom Grill? Geht immer! Tsatziki? Logo! Feta? Sowieso! „Für die Frische“ etwas griechischer Salat? Unbedingt! Wie gut, dass es vorweg Oliven und Brot gibt … 😉
Der Oktopus wird fast uncharmant serviert. Etwas liebloser Salat, darauf gegrillte Fangarme mit ausgeprägten Röstaromen. Vollkommen egal: zart, knusprig, perfekt gewürzt … wen stört da irgendeine Optik??? Jederzeit wieder!
Das Tsatziki (oder ist es DER?) cremig, frisch und intensiv knoblauchig. Wenn der nächste Tag ein Bürotag wäre, dann wären die Kolleg*innen sicher nicht begeistert. Aber so ist es perfekt zur Sonne Kretas und kühlem Weißwein.
Feta aus dem Ofen. Klingt simpel, ist es vielleicht auch. Schließlich ist es ja nur Feta, ein paar Tomatenwürfel und etwas gutes Olivenöl, Sorry, ich vergaß den kleinen Streifen grüner Paprika 😉 Umso erstaunlicher, wie aromatisch das Päckchen war.
Man schmeckt die guten Zutaten!
Wir wählten „für die Frische“ nicht den typisch griechischen Bauernsalat, sondern die authentische kretische Variante. Auch dieser Salat besteht zunächst mal aus Tomate, Gurke, Paprika und roten Zwiebeln.
Der Feta kommt aber nicht in Würfeln, sondern in cremig-sahniger Form daher und hat Portulak als Topping. Dieses eher unbekannte Kraut schmeckt knackig säuerlich. Zusammen mit den salzigen Kapern gibt es dem Salat eine besondere Würze. Auch unbekannt war mir bisher das Paximadi, ein zwiebacktrockenes dunkles Brot. An die Kombination mit aromatischen geriebenen Tomaten werde ich mich aber zukünftig sicher erinnern.
Fazit: In der Taverne Moutoupáki wird leckere, authentische Kreta-Küche serviert. Es lohnt sich absolut, die Touristenpfade zu verlassen.
Taverne Moutoupáki
Porto 60, Chania, Kreta 731 31, Griechenland
Zweite Station: Rhodos-Stadt
Die Tagestemperaturen um die 30-Grad-Marke erleichterten uns die Entscheidung. Erstmal in Richtung Meer, die Altstadt kann warten. Der Strand von Rhodos ist Zeitzeuge des seit den 70er-Jahren boomenden Tourismus auf der beliebten Ferieninsel. Denkt man sich die Hotelburgen weg, dann bleibt der Blick auf eine Reihe gastronomischer Möglichkeiten.
Auch hier wieder Entscheidung nach Bauchgefühl. Wir wählten das eher am Ende des Strandes gelegene Cafe Restaurant Meltemi. Benannt nach dem typischen Sommerwind der Ägäis.
Meltemi Cafe Restaurant
Die Optik? Einfach, wie man es bei einer Taverne am Strand erwartet. Das überwiegend sehr junge Personal war ausgesprochen freundlich. Und zum Essen gab es sogar Papierdeckchen.
Wir waren diesmal etwas vorsichtiger hinsichtlich der Bestellmengen, hatten wir doch in Chania schweren Herzens nicht Alles geschafft. Und was liegt am Meer näher als Fisch zu bestellen? Vor allem wenn Sardinen vom Grill auf der Karte stehen. Da kann ich fast nie widerstehen.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Sardinen – natürlich! – superfrisch, knusprig gegrillt und gut gewürzt. Dazu das leichte Rauschen der Ägäis und schon fühlt man sich wie im Urlaubshimmel.
Mein Gegenüber wählte auch Fische. Aber kleinere und sauer eingelegte. Sardellen, quasi die Miniaturausgabe unter den Heringen. Farblich waren diese etwas blass, was sicher dem Essig in der Marinade zu verdanken ist. Aber das Zartheit und Geschmack mal so gar keinen Abbruch.
Also Kontrast entschieden wir uns für gegrillten Käse. Obwohl der Hartkäse womöglich kurz in Frittenfett gebadet hatte, war er dennoch nicht fettig und ausgesprochen würzig.
Fazit: Das Cafe Restaurant Meltemi bietet eine überschaubare Auswahl feiner griechischer Mezedes. Qualität und Geschmack sind aber definitiv um Längen besser als in einer einfachen Strandbar zu erwarten.
Meltemi Cafe Restaurant
Pl. Kountourioti 8, Rodos 851 00, Griechenland
Reich, schön und lecker
Mykonos – die Insel der Reichen und Schönen. Mykonos Stadt ist das perfekte Sinnbild dafür. Die bestechend weißen Häuser kykladischer Architektur thronen nahezu über dem tiefblauen Wasser. Dazu die berühmten Windmühlen, die wie auf einer Kette aufgereiht in selbiges hineinragen. Eine wahrhaftige Postkarten-Idylle.
In Mykonos Stadt selber findet man neben zahlreichen Luxus-Boutiquen auch unzählige Tavernen, Cafés und Restaurants. Leider schlängeln sich oft Menschenmengen durch die engen Gassen. Da ist an griechische Gemütlichkeit und Idylle nicht wirklich zu denken.
Wie gut, dass es das unendliche Wissen des Internets gibt! Einen gemütlichen 10-minütigen Spaziergang entfernt der touristischen Massen fanden wir so die Taverne „Joanna`s Nikos Place“. Von außen eher nicht einladend, innen umso gemütlicher. Wir bekamen mit Glück den letzten freien Tisch.
Die Speisekarte liefert eine große Auswahl – nicht nur klassischer – griechischer Mezedes und sonstiger Leckereien. Alles zu angemessenen Preisen, was auf Mykonos bei Weitem nicht immer der Fall ist. Der Hauswein gut gekühlt, aber (für mich leider) etwas harzig.
Wir wählten mal wieder Oktopus vom Grill. Auch diesmal kam dieser mit intensiven Röstaromen auf den Tisch. Sorry dafür, aber GEIL!
Dazu sollte es ein Meeresfrüchtesalat werden. Die freundliche Bedienung brachte uns diesem mit dem Hinweis, dass der Teller heiß sei. Ähm… Moment… Meeresfrüchtesalat… warm???? Ja, das war er tatsächlich. Im ersten Moment wusste ich auch nicht, was meine Geschmackssinne dazu sagen.
Warmer Salat?
Am Ende unterstreicht die Wärme den Geschmack von Muscheln, Gambas und Tintenfisch. Alles wirkt unglaublich intensiv, für mich fast anstrengend. Aber in jedem Fall eine Erfahrung, die man machen sollte.
Auch die gegrillte Peperoni hatten wir anders erwartet. Serviert wurden nämlich nicht die kleinen pikanten Dinger, sondern süßlich-bittere Spitzpaprika. Trotzdem wirklich lecker! Genauso wie die Rote Bete. Knackig und mit bestem Olivenöl.
Fazit: Joanna`s Nikos Place ist wahrscheinlich kein Geheimtipp mehr. Aber es lohnt sich, zu versuchen, einen der begehrten Tisch zu erhaschen. Vielleicht eine der besten Adressen auf der Insel.
Joanna`s Nikos Place Taverna
Mikonos 846 00, Griechenland
Akropolis adieu…
… so unser Motto bei unserem ersten Besuch der griechischen Hauptstadt vor ein paar Jahren. Athen ist ein Hitzekessel. Dennoch wagten wir damals den Aufstieg zur Wiege der Demokratie. Beeindruckend! Auf unserem Weg hinab nach Athen stießen wir mehr als zufällig auf die Taverne Dioskoúri.
Taverne Dioskoúri
Nun wieder in Athen machten wir uns auf zum Wiedersehen. Da Athen uns wieder mit Hitze begrüßte, ersparten wir uns aber den Umweg über die Akropolis 😉
Das Dioskoúri ist eine einfache Taverne am Fuße der Akropolis. Schattig, gemütlich, wenig touristisch. Die Speisekarte übersichtlich, aber ausreichend. Dazu freundlicher Service und wirklich kalte Getränke.
Nach all dem Fisch der letzten Tage wählten wir diesmal das Souflaki. Der Spieß mit Schweinefleisch wurde von Pommes, Tsatziki und Pita-Brot begleitet. Das Fleisch besser als auf sehr vielen Grilltellern. Zart, saftig, kräftig gewürzt. Das Tzatziki ok, die Pommes eher labberig. Dafür das Pita-Brot knusprig. In der Summe ein leckeres Fleischgericht.
Und man kann ja Griechenland nicht verlassen, ohne einen klassischen Bauersalat genossen zu haben, oder? Gesagt, getan! Und der Salat ist genau das, was man erwartet. Tomate, Gurke, Paprika, Oliven, Zwiebeln und Feta.
Typisch griechisch das Ganze nur mit Olivenöl mariniert. Mehr braucht es auch nicht. Sonnengereifte Tomaten, würzige Oliven, cremiger Schafskäse – läuft!
Fazit: In Athen läuft man ständig Gefahr, in kulinarische Touristenfallen zu laufen. Die Taverne Dioskoúri bietet sicher keine gehobene Küche. Dafür aber leckeres Essen ohne Fallen am Fuße der Akropolis.
Dioskoúri
Dioakouron 13, Athina 105 55, Griechenland
www.dioskouriathens.gr
Wahrscheinlich habt Ihr es Euch schon gedacht. Das Fortbewegungsmittel bei unserer kulinarischen Rundreise durch Griechenland war ein Kreuzfahrtschiff. Genau genommen die MEIN SCHIFF 6.
Wie das Essen an Bord war, erfahrt Ihr in diesem Blog
Mein Schiff 6 – Genuss auch ohne dem Kapitän sein Dinner
Alles über den Besuch der Küche erzähle ich Euch in diesem Blog
Backstage in der Küche der Mein Schiff 6
Unter der Überschrift „Durchgekaut“ könnt Ihr hier weitere kulinarische Reiseberichte lesen:
Mallorca
Wolkenstein und das Grödnertal
Welschnofen und das Eggental