Meine Erfahrungen mit peruanischer Küche beschränkten sich bisher auf Ceviche. Neulich in Berlin konnte ich meinen Horizont diesbezüglich ordentlich erweitern. Die Küche des Restaurante Serrano in Berlin Wilmersdorf entführte uns mit wunderbaren Gerichten nach Südamerika. Neben uns waren fast nur Menschen peruanischer Abstammung vor Ort – ein Garant für Authentizität!
Das Ambiente im Serrano ist so bunt, wie man es von Peru erwartet. Dabei bleibt es stilvoll und rutscht nicht ins Kitschige ab. Die Anzahl an Plätzen ist überschaubar, eine Reservierung ist dringend empfohlen.
Wir ließen uns an diesem Abend von freundlichen Service gerne beraten. So landeten wir zum Aperitif beim Pisco Sour, anscheinend DAS peruanische Nationalgetränk. Pisco ist ein peruanischer Traubenbrand. Zusammen mit Limettensaft, Zuckersirup und Eiweiß in einem Shaker wird daraus ein erfrischender, cremiger Cocktail, den man im Serrano tatsächlich auf jedem Tisch finden konnte.
So ein Pisco Sour eignet sich wunderbar, um die Speisekarte ausführlich zu studieren. Und das war auch nötig, fanden wir darauf doch eine Menge unbekannter Dinge.
Zum Glück stehen im Serrano eine Reihe Piqueos (peruanische Tapas) auf der Karte. Perfekt, um die südamerikanischen Zutaten, Gewürze und Chilis genauer kennen zu lernen. Natürlich bestellten wir auch die Ceviche, ohne die geht es in Peru ja nicht. Die Ceviche vom Kabeljau wurde mit Zwiebel, Süßkartoffel und Riesenmais in einer harmonischen Leche de Tigre serviert. Perfekte Schärfe, wunderbarer Fisch und genau richtig dosierter Koriander – Serrano kann Ceviche!
Ceviche wie in Peru
Ebenso wie Camarón con Salsa de Rocoto, gebratene Garnelen mit Rocotodip. Rocoto ist übrigens eine der unzähligen Chili-Sorten, die man in der peruanischen Küche findet. Diese sind mal fruchtig, mehr oder weniger aromatisch und in jedem Fall ziemlich scharf. Küchenchef Enrique Serván versteht es aber in allen Fällen, die Schärfe so perfekt einzusetzen, dass die übrigen Aromen auch ihren Raum haben.
Die Garnelen waren kräftig angebraten, dennoch saftig-glasig und passten perfekt zum cremigen Chili-Dip. Davon hätte ich auch eine große Portion verdrücken können. Aber der Tisch war ja noch voll mit anderen Leckereien.
Wie die Empananda de Aji, eine mit Hähnchen, Käse und gelber Chili gefüllte Teigtasche. Stellt Euch Nachos mit Käsesoße im Kino in richtig geil vor! Die Chili war eher fruchtig, der Teig knusprig, das Huhn saftig – fehlte nur der Blockbuster.
Auch die Jalea de Calamar (frittierte Baby-Calamary mit gelber Chilicreme) würden sich wunderbar als Kinosnack eignen. Und das meine ich nur positiv. Extrem crispy frittierte Mini-Tierchen, die zusammen mit dem cremig-scharfen Dip einfach nur Spaß im Mund und am Gaumen machten. Vorsicht: Suchtgefahr!
Nicht so richtig süchtig wurde ich bei der Papa a la Huancaina, einer lila Anden-Kartoffel mit Frischkäse-Chili-Soße. Mag an der mehligen Konsistenz der Kartoffel gelegen haben. Oder daran, das sie kalt serviert wurde. So ist das eben, wenn man sich an neue Geschmäcker wagt. War mein Problem, nicht das der Küche im Serrano.
Das Tiradito de Atún war dann wieder ganz mein Fall. Thunfischfilet mit Maracuja-Chili-Sojasoße ist eine aromatechnische Bank, die immer funktioniert. Und ja, das Weiße auf dem Foto ist Knoblauch, der der fruchtigen Süße der Soße etwas Würze gegensteuerte. Vielleicht nicht das überraschendste Gericht, aber sehr lecker.
Richtig überzeugend waren dann noch die beiden Tapas mit Fleisch. Das butterzarte Hähnchen mit Zwiebeln, Tomaten und Koriander war schon eine Wucht. Das Chicharron aber war unglaublich! Im eigenen Schmalz gebackener Schweinebauch auf Zwiebelsalat – mir fehlen die Worte, so gut war das!
Eigentlich sollte es der Schweinebauch nochmal im Hauptgang werden. Wenn uns nicht vom Nebentisch ein traumhafter Geruch von kräftig gebratenem Rindfleisch erreicht hätte. Was ein Glück! Das Lomo fino Saltado Clásico ist ebenfalls ein traditionelles peruanisches Gericht.
Im Serrano werden dafür Streifen vom Rinderfilet sehr kräftig angebraten. Die dennoch so saftig und perfekt Medium auf den Teller zu bringen ist alleine schon eine Kunst. Dazu dann noch Zwiebeln, Tomaten und Koriander in einem hochintensiven Sud, das ist Magie. Bunte knusprige Kartoffelstäbchen und Reis als Beilage hätte ich persönlich nicht mehr gebraucht, ich war auch so beseelt.
Nicht, dass wir ernsthaft noch hungrig gewesen wären. Aber als ich die Churros auf der Karte entdeckte, war es um mich geschehen. Meine bessere Hälfte war glücklicherweise bereit, mir mit Suspiro de Limeña con Churros zu helfen. Allerdings musste ich auch keine allzu große Überzeugungsarbeit leisten 😉
Die Milchkaramellcreme mit gebranntem Eischnee und Churros war ein souliges Dessert: süß, cremig, knusprig, fluffig. In Peru – und im Restaurante Serrano – kann man nicht nur Scharfes, sondern auch richtig leckeres Süßes.
Wir gönnten uns zur Begleitung des wunderbaren Menüs einen peruanischen Rotwein, der es mit Würze und Schärfe perfekt aufnehmen konnte. Zum Abschluss dann noch ein fassgelagerter Rum, der in einem tollen Glas zelebriert wurde. Mehr geht nicht!
Im Restaurante Serrano wird man mit authentisch peruanischer Küche verwöhnt. Ein kleiner Südamerikaurlaub mitten in Berlin. Gönnt es Euch!
Restaurante Serrano
Pfalzburger Strasse 83
10719 Berlin
www.restaurante-serrano.de
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Tapas-Bar Volver
