März 2020. Corona-Lockdown. Viel Zeit, um sich in den sozialen Medien zu vergnügen. Genau da bin ich auf das Angebot von Alexander Herrmann gestoßen. Ein Gutschein, zu kaufen während des Lockdowns und einzulösen danach. Daher durfte ich das Meine Heimat Menü by Tobias Bätz erleben.
Das Angebot beinhaltete ein 6-Gänge-Menü, wobei jeder Gang aus einem anderen Format/Restaurant des umtriebigen Sterne-Kochs Alexander Herrmann stammte. Dazu sollte es Aperitif, Wein, Wasser und Kaffee geben. Das Ganze zum – wie ich finde Spottpreis – von 195,- Euro pro Person.
Wem das jetzt zu teuer klingt: die Übernachtung im Posthotel inkl. Feinschmeckerfrühstück war im Preis auch noch inbegriffen! Für den Vertrauensvorschuss in Corona-Zeiten hat sich das Posthotel und Küchenchef Tobias Bätz an diesem Abend mehr als revanchiert.
Die Gourmetwelten in Wirsberg sorgen dafür, dass sich die Gäste trotz Corona nicht wie im Krankenhaus fühlen. Kein riesiges „Stopp! Maskenpflicht“-Schild im Eingang. Statt dessen ein kleiner Corona-Knigge auf dem Zimmer – begleitet von einem Fläschchen Desinfektionsmittel.
Corona geht auch entspannt!
Und beim Check-In wird jedem Gast ein persönlicher Kugelschreiber überreicht. Zusammen mit dem fränkisch-freundlichen Hinweis, diesen bitte während des gesamten Aufenthalts bei sich zu führen 🙂
Angekommen im Bistro durften wir uns einen Aperitif aussuchen. Wir wählten fränkischen Secco, den wir im gemütlichen Bistro genießen durften. Gemütlich, herzlich, Corona blieb draußen.
Wenn im Fränkischen was geht, dann ist das richtig gutes Brot. Natürlich auch im AH Bistro by Tobias Bätz. Dazu gesalzene Butter – für mich als Brot-Junkie ein perfekter Start.
Franken Favourites 2.0: Rindertatar, gebackenes Ei, Gurke, Röstzwiebeln, Sauerrahm, Chili-Kartoffelchips
Für den ersten Gang im Menü zeichnete AH – Das Bistro verantwortlich. Puristisch gewürztes Rindertatar mit „klassischen“ Gürkchen, Kapern und Zwiebeln, das dennoch überraschte.
Die Zwiebeln waren nämlich genauso kross wie die frittierten Kapern. Dazu feiner Schmand mit leichter Senfnote, angenehm scharfe Kartoffelchips und ein perfekt gebackenes Ei. Das samtige Eigelb rundete das Gericht mit feiner Cremigkeit gegen die kräftigen Aromen wunderbar ab.
The Urban Fränkisch Taste – Garnelen Cocktail inspiriert vom Fränkness in Nürnberg
Meine spontane Assoziation bei „Garnelen-Cocktail“ landet irgendwie in den 70er-Jahren: Gekochte Garnelen in reichlich Cocktail-Soße auf etwas Salat. Tobias Bätz kreierte den Cocktail aus Zitronen-Garnelen, Schmortomaten, Salatherzen, Meerettich-Majonaise und Bagel-Croutons.
Die Garnelen waren von toller Qualität, mit dem Rest konnte ich nicht so richtig was anfangen. Die Croutons erinnerten an Puffreis, die Tomaten waren rar und was mir die nackigen Salatherzblätter sagen sollten, weiß ich auch heute noch nicht wirklich. Aber das Servierglas war hübsch und wunderbar retro 😉
Aber in jedem guten Menü muss es einen Gang geben, der Luft nach oben hat! Es gab ja noch reichlich was auf die Teller – klein waren die Portionen beim Meine Heimat Menü nämlich so garnicht.
Die fantastische Dinner-Show: Saiblingstörtchen, Mandel-Brösel-Schmelze, Spinat, Krustentierschaum
Der nächste Gang kam aus dem Palazzo. Nach Aussage der superfreundlichen Kellnerin einer der beliebtesten Gerichte in Alexander Herrmanns Dinner-Theater in Nürnberg. Kann ich verstehen, das Gericht war auch ohne Theater ein mehr als gelungener Zwischengang.
Glasig gegarter, superzarter Saibling auf würzigem Spinat mit einem Topping aus gerösteten Mandelstiften, garniert mit Zitronen-Gel. Die spitze Säure war die perfekte Gegenspielerin zur Mandelsüße und dem leicht bitteren Spinat. Als wenn das nicht schon genug wäre, badete das Saiblingstörtchen in reichlich cremigem Krustentierschaum – ein wahrer Genuss!
Cool-Dining & minimalistische Opulenz – Gerösteter Maibock, 2 x Sellerie, Limonen-Ginsud, Wacholderöl
Das Imperial, Alexanders Herrmanns jüngstes Baby, versteht sich als kosmopolitischer Cool-Dining-Hotspot. New York, London, Mailand – alles in Nürnberg, dem Herzen Frankens. Und genauso ist der Hauptgang: klar, intensiv und fast anstrengend.
Schon beim Servieren steigt der intensive Geruch nach Gin und Wacholder in die Nase. Fast vorsichtig machte ich mich an das Probieren. Der Sud war gleichsam spannend und irritierend: kräftig und leicht, würzig und klar und eine echte geschmackliche Erfahrung.
Der rosa Maibock passte perfekt dazu, auch wenn das – vermutlich sous-vide-gegarte – Fleisch seine rehtypischen Lebernoten nicht verbergen konnte. Tja, der Sellerie …. der eingelegte in dünnen Scheiben war wunderbar. Meine Meinung zu Sellerie-Püree kennt Ihr 😉 auch wenn dieses sich geschmacklich aus der Sterneküchen-Suppe abheben konnte.
Taste Experience & 2 Michelin Sterne: Kirschsorbet, Kirschröster, lauwarme Hefemilch, gehobelte Lakritz-Trüffel
Das Dessert kam aus der Küche des mit zwei Micheln-Sternen dekorierten AH by Tobias Bätz. Serviert wurde eine Spiegel aus süß-saurem Kirschröster, darauf eine Nocke Kirschsorbet. Ein ebenfalls freundlich-kompetenter Kellner goss das Kirsch-Duett mit lauwarmer Hefemilch an und lüftete das Geheimnis der Schatztruhe.
Das Küchenteam rund um Tobias Bätz versteckte in der Truhe einen hausgemachten Süßholz-Schoko-Trüffel. Der besondere Effekt: frisch über das Dessert gehobelt sah es tatsächlich auch wie Trüffel, geschmacklich nur eben herb-süß und damit genial zu den fränkischen Kirschen.
Im Mund und am Gaumen fühlte sich das 2-Sterne-Dessert an wie eine gute Rote Grütze bei Oma. Und ich möchte das unbedingt als Kompliment verstanden haben! Soulfood pur!!!
Zum Schluss fehlte noch das letzte kulinarische Konzept. Ein Herzensprojekt war für Alexander Herrmann den Kiosk im Waldschwimmbad Wirsberg zu übernehmen. Ich habe im Vorfeld mit meiner besseren Hälfte gewettet, dass es „Eis am Stiel“ geben würde. Tja, was soll ich sagen: Check 😉
Als Petit Four präsentierte sich das hausgemachte „Magnum“-Steckerleis. Egal ob Kindheitserinnerung oder sonstige Nostalgie, das Eis hat sicher Alle abgeholt. Manchmal sind die „einfachen“ Dinge einfach nur gut.
Dazu gab es einen Espresso, der ebenfalls im Preis inkludiert war. Während des ganzen Abends gab es reichlich Wein nach Wunsch und Empfehlung des kompetenten Service – da blieb kein Wunsch offen! Wie anfangs gesagt, der Corona-Vertrauensvorschuss wurde mehr als belohnt.
Beim abschließenden Digestif auf der Terrasse durften wir nicht nur dem Produktionsteam vom „Kitchen Impossible“ begegnen, die in der Nähe gedreht hatten. Auch Küchenchef Tobias Bätz begrüßte uns am Tisch und stand für ein gemeinsames Foto gerne zur Verfügung. DANKE dafür!
Das Meine Heimat Menü war abwechslungsreich und geschmacklich spannend. Die Highlights der Alexander-Herrmann-Gastronomie powered by Tobias Bätz. Wir durften in entspanntem Ambiente ein wunderbares Menü genießen und Corona draußen lassen. So schön!
Herrmann’s Posthotel GmbH & Co. KG
Marktplatz 11
D-95339 Wirsberg
www.alexander-herrmann.de
Übrigens: ich war schon mal beim Alex 😉 Lest doch hier einen meiner ersten Posts zu Alexander Herrmanns Posthotel und Oma Herta