Ich wohne mitten im Ruhrgebiet. Eine Gegend, die vermutlich multikultureller ist, als die meisten anderen Teile der Republik. Das Multikulinarische hält sich hingegen etwas zurück. Während es unzählige Restaurants italienischer und griechischer Familien gibt, beschränkt sich das türkische Gastronomieangebot leider weitgehend auf Döner-Imbisse. Schade! Darum nutzten wir bei unserem letzten Besuch in Würzburg die Gelegenheit, das Ararat zu besuchen, um uns mit türkischen Spezialitäten verwöhnen zu lassen.
Aufmerksam geworden bin ich auf das Ararat, als ich auf einer gängigen Bewertungsplattform nach leckeren Restaurants in Würzburg jenseits von Bratwurst und Schäufele gesucht habe. Das Ararat steht dort tatsächlich an der Spitze, teilweise weit vor einigen sehr bekannten Locations der fränkischen Metropole.
Zufällig hätte wir da Ararat sicher nicht entdeckt, liegt es doch etwas versteckt mitten in einer Wohngegend etwa 1,5 km von der Würzburger Innenstadt entfernt. Was wäre die kulinarische Welt nur ohne das Internet…
Wir hatten Wetterglück und konnten auf der Terrasse sitzen. Diese kann man nicht unbedingt als heimelig bezeichnen, aber was soll man mitten in einer Großstadt schon erwarten? Für den Wohlfühlfaktor sorgte die herzliche Begrüßung durch den Chef, der auch gleich essenstechnische Empfehlungen aussprach.
Türkische Küche ohne Knobi? Im Ernst???
Außerdem gab er den Hinweis, dass man fast alle Gerichte auch ohne Knoblauch bestellen könne. Was für mich in der türkischen Küche nur bei lebensbedrohlichen Allergien gegen die weiße Knolle akzeptabel wäre 😉 Ich habe übrigens meinen ersten türkischen Wein probiert – toll! Der Raki auch 😉
Nichts eignet sich besser zum Einstieg in eine Küche, die einem deutlich fremder ist als Pizza, Pasta und Co. als eine gemischte Vorspeisenplatte. Auf der Platte des Ararat fanden wir extrem feine Sarma (hausgemachte gefüllte Weinblätter), weiße Bohnen in Tomatensoße (lecker!), typisch türkische schwarze Oliven und verschiedene gegrillte Gemüse. Dazu gab es Dips in Form einer Schafskäsecreme mit Safran, Cacik und einem scharfen Paprika-Tomaten-Chutney.
Gemischte Vorspeise
Cacik ist quasi die türkische Version des Tzatziki, nur etwas flüssiger und einen Hauch mehr Dill als der griechische Klassiker. Das Ganze schmeckt traumhaft und ist herrlich erfrischend. Das Chutney war wirklich ordentlich scharf (wir wurden gewarnt :-)), war aber dennoch sehr aromatisch und passte perfekt zum lauwarm serviertem anatolischem Fladenbrot.
Als zweite Vorspeise entschieden wir uns für Akdapot Salatasi, Oktopus auf gemischtem Salat. Der Pulpo war zart und gut gewürzt. Der Salat war vielleicht ein wenig überdimensioniert, aber auf jeden Fall frisch und lecker angemacht – mehr als gutes Olivenöl und etwas Zitrone muss es garnicht sein.
Wenn ich hätte wetten müssen, dann hätte ich getippt, dass meine bessere Hälfte sich für das Adana Kebap entscheidet. Und ich hätte die Wette gewonnen. Das Kebap bestand aus zwei saftigen Scheiben Hackfleisch, die zunächst getrennt knusprig gebraten wurden. Dann kam ordentlich leckerer Schafskäse in die Mitte und das Ganze vermutlich nochmal kurz in den Ofen.
So hätte ich es zumindest zubereitet. Ob das dann so unglaublich lecker geworden wäre wie im Ararat wage ich aber zu bezweifeln. Zum Kebap wurden ein ordentlicher Schlag Cacik, gegrillte Tomate und Paprika sowie Knoblauchkartoffeln serviert. Und bei den Kartoffeln war der Name Programm. Perfekt frittierte Kartoffelscheiben, gut gesalzen und mit reichlich Knobi versetzt – sorry: einfach geil!
Auch zu meinem Kuzu Sis Kebap wurden die herrlichen Knobi-Kartoffeln serviert. Leider hatten wir uns mengenmäßig doch etwas zuviel zugemutet. Das Ararat meint es aber auch wirklich gut mit den Portionen. Ich hielt mich daher an meine traumhaften Lammkoteletts mit gegrillten Tomaten, Auberginen auf aromatischer Tomatensoße. Auch nach diesem Gericht werde ich keine Auberginenfreundin, gut gemacht waren sie aber dennoch.
Die Soße war fast orientalisch und zum Weglöffeln lecker. Dazu das perfekte Lamm und ein Frischekick durch knackige Zwiebeln und Peperoni und meine Vorfreude auf den dieses Jahr geplanten Aufenthalt in Istanbul stieg rasant.
Zum Abschluss bestellten wir uns türkischen Mokka. Eins ist mal klar: dieser Kaffe war der stilvollste, den ich je zum Abschluss eines guten Essens serviert bekommen habe. Ich denke, das Foto sagt alles!
Ich wünsche mir sehr, dass es demnächst auch in Heimatnähe ein so wunderbares Restaurant eröffnet wie das Ararat. Wenn nicht… wir sind ja öfter in Würzburg 😉
Restaurant Ararat
Huttenstraße 17
97072 Würzburg
www.ararat-restaurant.de
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