Das Menükarussell im 17achtzig Recklinghausen hat bei mir bewirkt, was es soll. Nämlich, dass man auf das Restaurant aufmerksam wird und es auch mit ohne Karussell besucht. Also ab in den selbsternannten Schank- & Speisekeller im Herzen der Recklinghäuser Altstadt!
Natürlich gibt es im 17achtzig vorweg frisch gebackenes Brot und fluffige Butter. Und einen Gruß der Küche in Form von Rote-Bete-Salat mit Gurke und frischem Joghurt-Dip. Beides lecker und letzteres dazu noch wieder auf dem schönen Teller wie beim Menükarussell im 17achtzig.
Vladimir Paster und sein Team bieten eine regelmäßig wechselnde und saisonale Speisekarte an. Das Konzept? Neben einer Handvoll „fertiger“ Vor- und Hauptspeisen findet der Gast Fleisch und Fisch mit Beilagen und Soßen zum Selberaussuchen als Baukastensystem vor.
Speisekarte im Baukastensystem
Gleiches gilt auch für Nudeln und Salat, welche jeweils wahlweise durch Lachs, Huhn oder Gemüse gepimmt werden können. Preislich liegen die Gerichte im gehobenen Bereich. Dazu vorweg: die Qualität der Produkte sowie Optik und – vor allem! – Geschmack der Speisen rechtfertigen dies in jedem Fall!
Bei Vorspeisen kann ich mich oft nicht entscheiden, welche ich nehmen soll. Wie praktisch also, dass es im 17achtzig Schank- & Speisekeller das Kellerbrett gibt. Eine Auswahl von drei Vorspeisen auf einem Brett (im Keller ;-)) serviert. Und damit das Durchprobieren auch richtig Spaß macht, gibt es das Ganze auch für 2 Personen.
Vorspeisenmix = Kellerbrett
Winterlicher Lachs mit Fenchel, Orange und Schmand. So der erste Teil des Vorspeisenmix. Der Lachs würzig gebeizt und zart, dazu knackiger Fenchel und ein cremiger Dip mit Orange. Dazu noch Schmandkissen in der Konsistenz eines Mozzarella, die das Mundgefühl perfekt und den Geschmack rund machten.
Zweite Leckerei auf dem Brett war geflämmtes Beeftatar mit Stundeneigelb, Waldpilzen und Schnittlauch. Leider habe ich vor lauter Schlemmerei vergessen zu fragen, was das Stundeneigelb ist. Ich vermute aber, es war in der wunderbar sämigen Soße verarbeitet.
Das Tatar war fein abgeschmeckt. Leider fand ich die Konsistenz seltsam, weil fast cremig. Ich mag beim Tatar gerne noch das Fleisch erkennen, aber wie immer ist so etwas Geschmackssache. Für mich wurde diese Vorspeise trotz guter Pilze nicht zum Liebling.
Teil 3 des Kellerbrettes bildete gebackener Camembert mit Couscous, Cranberries, Petersilie und Kräutercreme. Eigentlich assoziiere ich ja gebackenen Camembert mit der klassischen Convenience-Vorspeise gutbürgerlicher Restaurants in den 80er Jahren. Meist dekoriert mit Preisselbeeren aus dem Glas und etwas Toastbrot.
Zeitgemäß statt 80er-Charme
Die Küche des 17achtzig zeigt, dass es zeitgemäß geht. Zwar war der Camembert noch immer gebacken (natürlich NICHT Convenience!). Die Kombination mit körnig-würzigem Couscous, superleckerer Kräutercreme und feinen süß-sauren Cranberries konnte aber rundum begeistern. Mein Favorit auf dem Kellerbrett!
Hauptgänge ohne Baukasten
Wir entschieden uns für Hauptgänge ohne Baukasten. Wem Schmorbraten und Cordon Bleu langweilig erscheint, sollte mal nach Recklinghausen kommen. Denn auch hier zeigt das junge Küchenteam, dass es auch anders geht.
Der Schmorbraten vom Kanadabeef steht in Begleitung von Kürbispüree, Schwarzwurzel und Rosenkohl auf der Karte. Mein Wunsch das Püree gegen Gnocchi (ebenfalls vom Kürbis) zu tauschen wurde selbstverständlich gerne erfüllt.
Wie unschwer auf dem Bild zu erkennen, war das Fleisch butterzart und saftig. Die Gnocchi perfekt in der Konsistenz, der Rosenkohl in Blättchenform nicht bitter und noch leicht knackig. Die Soße war für meinen Geschmack vielleicht einen kleinen Tacken zu süß. Was sich mir leider garnicht erschloss waren die ungeschälten Schwarzwurzeln.
Schwarzwurzel ungeschält? Kann man, muss man aber nicht!
Natürlich bereicherten diese so optisch das Gericht. Der Geschmack erinnerte ein wenig an Kokosnuss, was durchaus stimmig war. Allerdings war die Schale im Mund auch so widerspenstig wie die braune feste Haut der Kokosnuss. Da die Portionen im 17achtzig aber mehr als reichlich sind, durften die Schwarzwurzeln auch gerne auf dem Teller bleiben.
Cordon Bleu gehört zu den Dingen, die ich niemals bestellen würde. Hatte ich auch diesmal nicht. Würde ich aber bei meinem nächsten Besuch im Schank- & Speisekeller definitiv machen!
Cordon Bleu vom Hallischen Schwein…
… mit Rahmwirsing, Zwiebelconfit und Kürbisgnocchi. Das Ganze umschmeichelt von einer sensationellen Dijon-Senfsoße. Cordon Bleu ist meist ein totfrittiertes, nur durch Schinken und Käse einigermaßen saftig gehaltenes, Stück Schweinefleisch. Was im 17achtzig Schank- & Speisekeller auf den Teller kommt ist anders.
Saftiges Fleisch, lecker gefüllt und in der Pfanne knusprig gebraten. Der Rahmwirsing „wie bei Omma“, die Gnocchi natürlich auch hier perfekt und dazu eine leichtsüße Schärfe durch das Zwiebelconfit. Und wie gesagt, das Senfsößchen sensationell – cremig, würzig, lecker!
17achtzig – gerne wieder!
Wir waren diesmal tatsächlich nicht abgeneigt, noch ein Dessert zu bestellen. Leider war die Eismaschine defekt, was unsere Ambitionen zunichte machte. Aber man braucht ja immer einen Grund, wieder zu kommen. Was wir definitiv machen werden! Vielleicht auch wieder mit Karussell 😉
17achtzig – Schank- & Speisekeller
Heilige-Geist-Straße 3
45657 Recklinghausen
www.17achtzig.de