… und die Taschen voller Geld. Ok, nicht ganz so wie von Karel Gott besungen, sonder eher mit Gläsern voller Wein. Zum 11. Mal schon reist die Küche im Weinbergschlösschen in sieben Gängen einmal um die ganze Welt. Natürlich nicht allein, sondern an zwei Abenden im Dezember mit jeweils 70-80 Gästen.
Oberheimbach am Mittelrhein, man möchte es fast verschlafen nennen. Aber ein guter Grund, es zu besuchen, ist definitiv das Hotel Restaurant Weinbergschlösschen. Zumal wenn mal wieder die kulinarische Weltreise ansteht. Für die passenden Weine sorgte auch diesmal das Bacharacher Weingut Ratzenberger.
Das Ambiente im Weinbergschlösschen ist mal wieder, wie es sich für eine Weltreise gehört: stilvoll, unaufgeregt nobel und einladend. Freundlich begrüßt wurden wir mit Flasche (auf dem Tisch) und Glas (in der Hand). In letzterem ein außergewöhnlicher Winzersekt, der fast champagnerhaft anmutete.
2014 Bacharacher Riesling Brut Sekt
(50 Monate auf der Hefe gelagert)
Durch das Menü führte uns Chef Florian Lambrich, der sich gemeinsam mit seinem Bruder Marc für die Küche verantwortlich zeichnet. Alles Wissenswerte zu den Weinen erfuhren wir von Winzer Jochen Ratzenberger persönlich. So viel sei schon jetzt gesagt, er hat ein paar wahre Schätzchen ausgegraben.
Vorweg gab es trotz anstehender sieben Gänge hausgemachtes Schmalz mit frischem Brot. Eigentlich braucht man für reinen Genuss nicht viel mehr. An diesem Abend wäre es aber schade gewesen, nicht kulinarisch mitzureisen.
Auf geht`s: Einmal um die ganze Welt!
Los ging es in Südostasien mit einer vegetarischen Vorspeise aus Sushi, Wan Tan und Bambusrolle. Das Sushi mit knackiger Gurke zu cremiger Wasabi-Majo. Dazu ein feines gedämpftes Wan Tan mit leckerer Gemüsefüllung.
Asiatisches Gemüse dann auch in der gebackenen Frühlingsrolle. Diese lehnte an einem Scheibchen Bambus, wohl der Namensgeber des Röllchens. Zum Dippen Erdnusscreme, die sogar mir gefallen konnte. Perfekt dazu der cremig-exotische 2018er Weißburgunder trocken.
Schon dieser erste Gang vereinte die wesentlichen Texturen und Temperaturen, die am Gaumen Spaß machen. So kann die Reise um die Welt weiter gehen!
Ein kurzer Sprung über den Pazifik und die Reise ging in den USA weiter. Zum Glück nicht mit Burger oder Hot-Dog, sondern mit Königskrabbe, Avocado und Mango. Im Vorfeld hätte ich gewettet, dass uns ein Avocado-Mango-Tatar erwartet, zählt dies doch unbestritten zu den aktuellen Trends.
Nicht so im Weinbergschlösschen!
Hier kam feinstes Königskrabbenfleisch als Tatar auf den Teller. Avocado und Mango durften sich in jeweils zwei Konsistenzen – als Creme und Stück – dazu gesellen. Geschmacklich rund machte die Komposition letztlich das Koriander-Öl und die zarten Tupfen eines Zitronengels. BÄHM!
Der 2018er Schloss Fürstenberg Riesling halbtrocken dazu fast subtil, aber dennoch ein weicher Begleiter zur Geschmacksintensität des Gerichtes.
Führte uns die vorherige Etappe unserer Weltreise über den Pazifik, so war diesmal der andere Ozean dran. Husch, husch über den Atlantik und auf nach Frankreich.
Consommé Gans / Trüffel / Gänseleber
Es wurde serviert eine Hommage an den unvergessenen Paul Bocuse! Im Jahr 1975 komponierte dieser für den damaligen französischen Staatspräsidenten Valerie Giscard d’Estaing eine Rinder-Consommé mit Trüffel unter der Blätterteighaube.
Vielleicht nicht ganz klassisch – weil mit Gans statt Rind und ohne komplette Haube – durften wir eine Consommé genießen, die sich zurecht so nennt und nicht als profane Suppe betitelt ist. Kraftvoll, würzig, fast salzig, angenehm trüffelig – perfekt! Die Knusperstange aus Blätterteig lieferte den Biss dazu, eine Haube wäre sicher auch eher retro gewesen 😉
Zur Suppe gab es einen 2011er Steeger St. Jost Riesling feinherb, natürlich auch perfekt abgestimmt zu den doch recht kräftigen Aromen. St. Jost kam auch zum nächsten Gericht ins Glas, dann aber trocken und aus dem Jahrgang 2016.
Pulpo / Tomate / Feige
Für den nächsten Gang mussten wir nicht übers Wasser, es ging nach Portugal mit Pulpo, Tomate und Feige. Feinste Krakenarme, deren leichte Süße perfekt durch die spritzige Säure der konfierten Tomate aufgefangen wurde. Der Clou aber ein knusprig gebackener Tintenfischring. Crispy, zart und würzig.
Wer sowas einmal gegessen hat, lässt spätestens jetzt die Finger von den gummiartigen, dick panierten Calamari-Ringen, die man in der Kühltruhe oder auf durchschnittlichen Hotelbuffets vorfindet.
Lamm / Mungbohne / Ananas / Granatapfel
Es wurde orientalisch im Weinbergschlösschen mit Lamm, Mungbohne, Ananas und Granatapfel. Welcome to Oman! Das heimische Lamm war ohne Frage perfekt gebraten, zart und gut gewürzt. Für warmes Obst können wir uns eigentlich nicht begeistern. Auch wenn die bissfest geschmorte Ananas absolut passend war, hätten wir darauf verzichten können.
Nicht aber auf den Ananas-Chip, der neben Säure und feiner Süße dem Lamm auch texturell schmeichelte. Das Mungbohnenpüree kann ja nichts für seine Farbe 😉 Meins war es aber auch geschmacklich nicht. Das sah meine bessere Hälfte mal so ganz anders, er war begeistert.
Was ich definitiv von der Soße sagen kann! So gehaltvoll bei perfekter Konsistenz, im Geschmack ausgewogen und schmeichelnd auf der Zunge. Ich wage mal zu behaupten, dass Florians Erfahrung als Chef Saucier in der Traube Tonbach nicht unwesentlich zu diesem Genuss beigetragen hat.
Wein zum Lamm: 2015er Wolfshöhle Riesling Spätlese
Die Portionen im Weinbergschlösschen sind absolut auf eine siebengängige Weltreise zugeschnitten. Dennoch waren wir dankbar für eine kleine Pause. Zumal ich das Angebot bekam, die Küche zu besuchen und das Anrichten des nächsten Ganges zu beobachten.
Zunächst mal war ich überrascht, wie fast entspannt das Team um die Lambrich-Brüder wirkte. „Wenn jetzt Stress herrschen würde, dann wäre was schiefgegangen.“ erläuterte mir Marc. Schließlich beginnen die Vorbereitungen schon einige Tage vorher.
Florian erklärt, dass zunächst das Reh für den nächsten Gang finalisiert werden müsse. Zartrosa gegart bekommt es eine Knusperhaube aus Nüssen und darf kurz unter den Salamander zum Bräunen.
Dann geht alles ganz zügig und vor allem Hand in Hand. Jede/r weiß, was zu tun ist. Die eine drapiert ein Tannenbäumchen aus Steckrübe. Der andere portioniert etwas Tompinambur-Püree mit Chip aus selbigem. Ein Tupfer Fruchtgelee als rote Tannenbaumspitze und endlich findet das Reh samt Soße seinen Platz.
Man merkt, dass im Weinbergschlösschen ein eingespieltes Team am Werk ist. Sehr beeindruckt setzten wir unsere Reise einmal um die ganze Welt fort. Nächster Halt: Finnland.
Reh / Topinambur / Steckrübe / Fichte / Wald
Jetzt galt es zu kosten, was in der Küche beobachtet wurde. Zarte Rehhüfte, knusprige Haube, knackige Steckrübe, cremiges Püree und erneut ein unschlagbares Sößchen. Mehr brauche ich nun wirklich nicht mehr sagen, oder??? Außer vielleicht, dass Fichte und Wald sich in einem krümeligen „Waldboden“ aus Biskuit mit Steinpilzen und Fichtennadeln wiederfanden.
Zum Reh hatte Jochen Ratzenberger zwei Weinvorschläge. 2011er Steeger St. Jost Riesling trocken und 2015er Bacharacher Spätburgunder trocken. Beide passten natürlich perfekt, ich entwickelte eine leichte Tendenz zum Rotwein. Vielleicht aber auch nur, weil es der erste Rote in der Wein-Weltreise war.
Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende. Vorher fand aber noch das süße Finale in Martinique statt. Mit reichlich Alkohol, man hätte fast auf den Digestif verzichten können 😉 Musste man aber nicht, weil die Spitituosenauswahl im Weinbergschlösschen sich durchaus sehen lassen kann.
Serviert wurden ein Savarin, der eine Woche in einem Rumtopf gebadet hatte. Dadurch wurde das süße Hefegebäck nicht nur wunderschön dunkelrot, sondern auch kräftig alkoholisch. Ich fand es genau richtig, da war ich mir diesmal mit meiner besseren Hälfte einig.
Dazu ein paar Früchte aus dem Rumtopf, nicht zu süßes Tonkabohnen-Parfait und eine Knupser-Kokos-Hippe. Normalerweise bitte ich beim Dessert darum, einen anderen Wein zu bekommen, weil ich meinen Zugang zu Süßwein wohl in diesem Leben nicht mehr finden werde.
Jochen Ratzenberger hatte aber seinem Weinkeller mit der 2011er Steeger St. Jost Riesling Auslese ein Tröpfchen entlockt, dass mit angenehmer Süße fast an Vermut erinnerte. Ein würdiges Ende der Reise in sieben Gängen um die Welt!
Wir waren zum dritten Mal in Oberheimbach, sicher war es nicht unsere letzte Reise einmal um die ganze Welt.
Lust auf noch mehr gutes Essen aus dem Weinbergschlösschen? Hier mein Blogpost von der Weltreise 2017.
Hotel und Restaurant Weinbergschlösschen
Familie Lambrich
Hauptstraße 2
55413 Oberheimbach
www.weinberg-schloesschen.de
Weingut Ratzenberger
Blücherstr. 167
55422 Bacharach
www.weingut-ratzenberger.de