Bei der Auswahl des Hotels für unsere Urlaube spielt das kulinarische Angebot eine große Rolle. Dabei ist natürlich der Internetauftritt des Hotels eine Inspiration. Leider entsprechen die dortigen Beschreibungen und Fotos nicht immer der kulinarischen Wahrheit. Ganz anders im Post Hotel in See. Dort wird nämlich alles erfüllt, was versprochen wird. Und mehr! Eine echte kulinarische Perle im Paznaun.
Wenn man vom Paznauntal spricht, dann fallen einem zuerst die bekannten Wintersportorte Ischgl und Galtür ein. Zumindest war mir das Örtchen See direkt am Eingang des Tales bisher unbekannt. Zum Glück haben uns unsere Tischnachbarn des letzten Urlaubs im Hotel Brugger von See, dem Post Hotel und dem wunderbaren Essen dort erzählt.
Das Post Hotel vereint alles, was für mich ein gutes Hotel in der heutigen Zeit ausmacht: Familiengeführt, modern, stilvoll und herzlich. Und hatte ich schon das hervorragende Essen erwähnt? Ein Ort zum Wohlfühlen!
Wie meist in unseren Wanderurlauben hatten wir das (wunderschöne!) Zimmer mit Halbpension gebucht. Diese besteht im Post Hotel aus einem abwechslungsreichen Salatbuffet, Vorspeise, Hauptgang nach Wahl (Fleisch, Fisch, Veggie) und Dessert. Der Hauptgang wird auf Wunsch auch in einer kleinen Portion serviert – super Prinzip!
Voller Begeisterung über unseren schönen Tisch auf der Terrasse habe ich am ersten Abend doch glatt vergessen, das Kartoffel-Junglauchsüppchen zu fotografieren. Aber ich denke, Ihr glaubt mir auch so, dass es sehr lecker war 😉
Wir entschieden uns im Hauptgang für das Duett vom Huhn, asiatisch angehaucht mit Soja, Pak Choi, Sesam und einer Reiskugel. Das Bruststück vom Huhn war extrem saftig, das herrlich knusprige Backhähnchen auch. Die Soße dazu schmeichelte dem Federvieh und passte perfekt zum Kürbispüree.
Asiatisches Duett vom Huhn
Ich hasse ja eigentlich Püree und Kürbis ist in meinen Augen auch komplett überbewertet, aber das Püree im Post Hotel schmeckte sogar mir. Die Reiskugeln waren ein Hauch zu kompakt, aber wer braucht schon ernsthaft Reis?
Irgendwie war ich neugierig auf das Dessert aus Kokos und Ananas. Ich nehme es vorweg: ich habe im Post Hotel tatsächlich jeden Abend einen süßen Abschluss gewählt und wurde nie enttäuscht. Ein kleines fluffig-saftiges Kokos-Canelé, hausgemachtes Ananassorbet, Knusperbaiser sowie Ananas als Gel und in geschmorten Stückchen. Sommerliche Exotik pur auf Teller und am Gaumen!
Sonntags gibt es Vorspeisen vom Buffet
Unser zweiter Tag im Paznaun war ein Sonntag. Und zur Feier des Tages gibt es sonntags im Post Hotel vorweg eine amtliche Auswahl Vorspeisen in Buffet-Form. Von geräuchertem Fisch über Mozzarella mit Tomate bis hin zu einer großen Auswahl heimischer Schinken- und Käsesorten – da musste man sich wirklich zusammen reißen. Schließlich stand das Menü im Anschluss ja schon in den Startlöchern.
Der Abend war dann essentechnisch sehr tirolerisch. Vorweg eine Bouillon mit Kaspressknödel, beides selbstredend hausgemacht. Die Bouillon war kräftig, der Knödel würzig und von toller Konsistenz, so geht Suppe.
Und auch im Hauptgang sollte es für uns ein Klassiker werden: Cordon Bleu (gefüllt mit wunderbarem Schinken und schmelzigem Rauchkäse) mit Pommes und den in Österreich nicht weg zu denkenden Preiselbeeren. Ein tolles Gericht, das man besser nicht machen kann! Nach soviel deftiger Küche musste vor dem Dessert unbedingt ein Schnapserl her.
Zumal es nach den guten Vorabenderfahrungen keine Option war, auf das Dessert zu verzichten. Und die Kombination aus Honig, Milch und Passionsfrucht konnte wirklich überzeugen. Das Milcheis schmeckte wie das typische Schaumeis auf der Kirmes – eine herrliche Kindheitserinnerung. Für die geschmackliche Abrundung sorgten eine kleine süße Honigwabe und säuerliche Passionsfrucht als Creme und Gelee.
Neuer Abend, neues Menü, das diesmal nicht nur Spaß für den Gaumen, sondern durchweg auch für die Augen war. Los ging es mit einer Frühlingsrolle „mal anders“. Gefüllt mit saftigem Pulled Pork und serviert mit cremigem Coleslaw und einer scharf-süßen Barbecue-Soße war diese gleichsam kreativ wie aromensicher. Ein moderner Fast-Food-Happen als Starter.
Beim Hauptgang hatten wir im Post Hotel die Qual der Wahl zwischen Zwiebelrostbraten und Trüffelpasta. Also jeweils eins bestellt und ehepaarlich geteilt. Den hausgemachten Tagliatelle schmeichelte eine cremige Sahnesoße, die durch Trüffelkäse eine perfekte Trüffelnote bekam. Vergesst Trüffelbutter oder Trüffelöl, so ist der Geschmack subtil und dennoch sehr präsent.
Perfekte Trüffelnote!
Das conferierte Eigelb hätte vielleicht noch etwas flüssiger sein dürfen, aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Die Blümchen waren hübsch für das Auge und machten die Pasta irgendwie feminin.
Beim Zwiebelrostbraten wurde „Deluxe“ versprochen. Und wie eingangs erwähnt, hält das Post Hotel seine Versprechen. Rosa gebratenes Rumpsteak mit knackigen Speckböhnchen und -krapfen und einer Soße zum Niederknien. Da konnte man erneut die Liebe zum Kochhandwerk in der Küche erkennen. Die Kräutercreme irritierte auf den ersten Blick, fing aber die dichte Intensität und spitze Schärfe der Soße perfekt ab.
Und dann war da noch das Dessert. Choux au Craquelin musste ich googeln. Das Ergebnis: ein kleiner französischer Windbeutel, der mit einem dünnen knusprigen Teig belegt und dann gebacken wird. Von Süßkram versteht man in Frankreich was! Fluffig wie ein Windbeutel, knusprig wie ein Keks und cremig gefüllt mit einer Mascarpone-Orangen-Creme – was soll da noch mehr gehen?
Richtig, fruchtige Heidelbeeren als Ragout und Sorbet, um die Süße des Gebäcks etwas auszugleichen. Ich liebe Desserts wie diese!
Unsere Tage im Post Hotel in See neigten sich dem Ende. Aber nicht, ohne ein letztes wunderbares Menü. Und das obwohl auf den ersten Blick lauter Dinge dabei waren, die nicht zu meinen bevorzugten Lebensmitteln gehören. Wie zum Beispiel Mais, der in Form einer Maissuppe serviert wurde. Witzig und sinnvoll im Sinne der Struktur war das Popcorn als Einlage. Dazu ein paar Tropfen Chili-Öl und schon war ein leckeres Süppchen fertig.
Ebenfalls nicht unter meinen Top 10 rangiert Banane. Aber als softes Eis mit crunchigen Erdnüssen und einer aromatischen (nicht zu süßen!) Karamellsoße kann man auch Banane als Dessert definitiv lecker finden.
Und auch das letzte Hauptgericht konnte überzeugen. Butterzartes Steak vom Dry Aged Schwein mit Chorizo-Soße, knusprigen Mini-Kartoffeln und Aioli – wieder eine wunderbare Kombination, perfekt abgeschmeckt und zubereitet. Insbesondere beim Schwein schmeckte man die tolle Qualität. Kein Wunder, das Tierchen stammte ja – wie die meisten Lebensmittel im Post Hotel – aus der Region.
Kurzum: im Post Hotel in See ist in allen Bereichen Liebe drin und das Team in der Küche liefert wirklich ab. Ursprünglich war Chef Martin als gelernter Koch für die Kulinarik verantwortlich. Seit der Geburt seiner Tochter hat er der Familie zuliebe seine Leidenschaft für das Kochen etwas zurück gesteckt. Und das kann er auch ganz beruhigt tun, hat er doch würdige Nachfolger*innen am Herd gefunden.
Wir kommen definitiv wieder!
Post Hotel See
Fam. Handle, Au 164
6553 See im Paznauntal