Das Salzburger Land war in unserer Wanderkarriere bisher ein blinder Fleck. Darum zog es uns im Sommerurlaub 2021 nach Maria Alm am Hochkönig. Neben leckeren Jausen am Berg ließen wir uns in unserem „Basislager“ mit leckerem Essen verwöhnen. Es hieß für uns: Moser Hochkönig – ganz viel Genuss in Maria Alm.
Das Hotel Moserwirt ist ein Traditionsbetrieb mitten in Maria Alm. Nachdem Sebastian, der Sohn des Hauses, die Verantwortung für den kulinarischen Teil übernommen hat, kam der Titel Genuss-Wirtshaus hinzu. Und das zu recht! Bodenständig-kreativ, regional-saisonal und richtig lecker kommt die Küche des Moser Hochkönig um die Ecke.
Sebastian ging mit jungen 17 Jahren nach Köln, um bei seinem Onkel im Restaurant „Grubers“ in Köln die ersten kulinarischen Schritte zu machen. Nach einem Zwischenstopp bei Harald Wohlfahrt in Baiersbronn führte ihn sein Weg nach Salzburg und Wagrain bevor er mit seiner Ehefrau Manuela zurück in die österreichische Heimat und zum Moser Hochkönig kam. Wie praktisch, dass Manuela gelernte Chef Patissiere ist 😉
Von der Ferne in die Heimat
Wir hatten uns am ersten Abend für die im Hotel angebotene Halbpension entschieden. Und das Menü startete mit Prosciutto und Melone. Ich gestehe, dass ich beim Blick in die Speisekarte kurz irritiert war. Irgendwie war Schinken und Melone nicht das, was ich in einem Genuss-Wirtshaus erwartet hatte. Als der Teller kam, war ich dann aber beruhigt.
Es war nämlich nicht das 80er-Jahre-Melonenschiffchen mit Parmaschinken. Wassermelonenbällchen und Honigmelonenragout, beides lecker mariniert und mit dezenter Süße. Dazu ein kräftiger Schinken und etwas knackiger Salat. Ein guter Einstieg in den ersten Abend.
Im Anschluss wurde Suppe serviert (zum Glück für die bessere Hälfte ;-)). Eine kräftige Rinderbrühe mit reichlich Kaspressknödeln, das Ganze modern serviert in einem WECK-Glas. Der Suppe merkte man das Handwerk an und die Knödel waren fluffig-lecker. So konnte es weitergehen im Moser Hochkönig. Der nächste Gang bestand aus knackigen Salaten mit frischem Dressing. Fein, aber nur begrenzt spektakulär.
Der Hauptgang im Menü zeigte dann so richtig, was Küchenchef Sebastian und sein Team können. Paillard von der Maispoularde mit zweierlei Sellerie und Trüffeltortellini. Das Paillard, also eine dünne Scheide Fleisch, war trotz sichtbarere Röstaromen für ein Federvieh außergewöhnlich saftig. Das Selleriepüree wurde durch knackig gebratene Selleriewürfelchen fast spannend. Und lecker war beides allemal.
Die Soße ließ einen Hauch Sojasoße erahnen und bekam ihre Würze durch Szechuan-Pfeffer. Eine perfekte Ergänzung zur Süße des Sellerie. Die Trüffeltortellini waren vielleicht etwas zu fest und den präsenten Geschmack von Zitronenschale muss man mögen. Allerdings war das Trüffelaroma perfekt ausbalanciert und in keiner Weise aufdringlich.
Als Dessert stand Sacher und Marille auf der Karte. Und genau das gab es auch. Ein Würfel nach Art einer Sachertorte mit ganz viel Schmelz und Schokolade. Dazu Marilleneis und -kompott, die beide die intensive Süße des Sacherwürfels etwas auffingen. Mehr ging an diesem Abend bei bestem Willen nicht mehr in den Magen!
Am nächsten Abend à la Carte
Da wir nur kurz in Maria Alm waren, entschieden wir uns schon am nächsten Abend, die Restaurant-Karte zu testen. Ich wählte zur Vorspeise das Carpaccio vom heimischen Rind. Grundsätzlich war dies ganz klassisch, das gewisse Etwas steuerten aber die gepufften Parmesan-Kracker bei. Anders als die üblichen Parmesantaler waren diese nämlich kaum fettig und dennoch intensiv im Geschmack. Eine rundum gelungene Sache.
Auf Empfehlung unseres lieben Kellners Sepp (der uns mit seiner wundervollen Art den Aufenthalt besonders machte) bestellte ich dazu ein Kräuterbutterbaguette. Es kam ein Mini-Baguette mit hausgemachter Kräuterbutter gefüllt und auf einer witzigen Schaufel serviert. Man beachte: sogar auf dem Baguette war das Logo des Moser Hochkönig zu finden. Branding können die definitiv! Und Geschmack sowieso!
Ihr werdet es nicht erraten: gegenüber gab es ein Süppchen. Rindssuppe mit Fleischstrudel. Das die Küche im Moser Hochkönig Suppe kann, wussten wir ja vom Vorabend. Besonders lecker war aber auch die strudelige Einlage, durch die das Süppchen sättigungsmäßig zur Suppe wurde.
Beim Hauptgang hielten wir uns an die Empfehlungen des Tages. Für mich das geschmorte Schulterscherzl mit Pak Choi, Saubohnen und Trüffelpüree. Das Scherzl als recht sehniges Stück der Rinderschulter eignet sich perfekt zum Schmoren. Und perfekt geschmort war mein Fleisch ganz sicher – butterzart, mit kräftigem Fleischgeschmack und guter Würze. Daraus durfte zudem eine herrliche Soße entstehen, die zu meinem Glück reichlich vorhanden war.
Pak Choi und Saubohnen waren gut gegart und quietschgrün. Überhaupt war das Gericht farblich braun-grün abgestimmt, das Auge isst ja schließlich mit. Das Gemüse hätte für meinen Geschmack mutiger gewürzt sein dürfen. Aber es harmonierte trotzdem sehr gut mit Fleisch und Röstzwiebeln.
Beim Blick auf die Karte habe ich kurz überlegt, mir als Sättigungsbeilage etwas anderes zu bestellen. Ich mag nämlich weder gerne Püree noch stehe ich so richtig auf Trüffel. Aber ich dachte mir, dass sich Sebastian sicher was dabei gedacht hat. Genau so war es!
Das Trüffelpüree war irre gut. Perfekt abgeschmeckt, ein subtiler Hauch Trüffel und Struktur durch Röstzwiebeln. Ich hätte mich schwarz geärgert, wenn ich was anderes bestellt hätte! Manchmal wird Mut eben belohnt 😉
Irre gutes Püree
Schnitzel geht ja irgendwie auch immer. Warum dann nicht auch mal ein Hirschschnitzel? Vor allem wenn dieses in Begleitung von Ofenkürbis, Prosciutto und hausgemachten Gnocchi auf den Tisch kommt. Auch dieser Teller war modern angerichtet und brachte neben ganz viel Geschmack auch bunte Farben mit sich. Auf den ersten Blick wirkte das Gericht fast chaotisch. Der Eindruck legte sich aber beim Essen ganz schnell.
Das Fleisch war (es gab übrigens drei solcher Schnitzelchen, man soll ja schließlich satt werden) zart und kräuterig paniert. Salzigkeit kam durch den Schinken, bittere Süße durch den Kürbis und feine Säure durch die Preiselbeeren. Alles zusammen auf den perfekten Löffel und fertig war der Genuss!
Nach dem Hauptgang ist vor dem Dessert
Nachdem Espresso und ein Gläschen „Gutes Holz“ der Brennerei Grünegg aus dem Nachbarort Dienten Platz geschaffen hatten, ging auch noch ein Dessert. Auf dem Holzbrett serviert wurden uns drei kleine Sorbets zum Teilen. Die fruchtig-kalten Süßigkeiten bestanden aus Moosbeere, Papaya, Himbeere und waren dazu noch individuell garniert.
So gab es weiße Puffreis-Schoki und Haselnuss zur Himbeere, Ananasragout zur Moosbeere (die eine alpenländische Heidelbeerenart ist) und salzige Erdnüsse zur Papaya. NIEMALS hätte ich gedacht, dass gerade das Papaya-Sorbet mein Favorit sein würde. War es aber, weil süß, sauer, salzig, knackig – einfach yummy! Tja, die liebe Manuela versteht eben das Patisserie-Handwerk.
Juniorchef Sebastian hatte sich die Zeit genommen für einen After-Work-Plausch. Man merkte ihm die Begeisterung für sein Heimathaus ebenso an wie den unbedingten Willen, das Moser Hochkönig zeitgemäß und modern zu leiten. So gibt es neben Hotel und Restaurant auch einen kleinen Shop mit hausgemachten Spezialitäten für den Urlaubsgenuss zu Hause. Gebäck, Jus, Pasta, Öl, Essig und vieles mehr – alles herzlich verpackt und mit dem im Moser allgegenwärtigen Logo, einer stilisierten Baumscheibe, versehen.
FAZIT: Die Küche im Moser Hochkönig vereint klassische Aromen mit modernen Ansätzen und bringt kreative Leckereien mit heimischen Produkten auf die Teller. Ein Konzept, das aufgeht und schmeckt. Nicht zu vergessen, der sensationell freundliche und überaus kompetente Service. Eine Perle in Maria Alm!
moser-HOCHKÖNIG
Genuss Wirtshaus Hotel
Am Dorfplatz 2
5761 Maria Alm am Steinernen Meer, Österreich
www.mein-moser.at