Ihr wisst es wahrscheinlich inzwischen: Reith im Alpbachtal ist quasi unsere zweite Heimat. Der beschauliche Ort ist übersichtlich, bietet aber dennoch ausreichend kulinarische Möglichkeiten. Vor allem, weil die Reither Wirte uns immer wieder verwöhnen und überraschen.
Der Kirchenwirt
In der Dorfmitte Reiths findet man das Hotel Restaurant „Der Kirchenwirt“, das den Anspruch hat, das „Erste Haus am Platz“ zu sein. Für den reinen Hotelbetrieb des 4-Sterne-Superior-Hauses trifft das sicher auch zu. Und auch das Essen im Kirchenwirt kann sich sehen und schmecken lassen. Viele Hotels der ****s-Kategorie servieren Speisen mit viel Chichi. Der Kirchenwirt hingegen bleibt da eher österreichisch-traditionell, dafür aber mit besten Zutaten, regional und superlecker.
Ganz sicher hat der Kirchenwirt den schönsten Biergarten im Dorf. Ob unter uralten Kastanien oder in großen Fässern – man findet zahlreiche gemütliche Plätze
Wir waren im Spätsommer in Reith und es gab beim Kirchenwirt das erste Wildschwein. Und zwar in Form eines butterzarten Rückens mit Bayrisch Kraut, hausgemachten Kroketten und reichlich leckerer Soße. Ob es den Korallenchip gebraucht hätte? Keine Ahnung, aber er war gut gemacht.
Und wegen des großen Erfolgs gab es den Chip dann ja auch auf dem zweiten Teller am Tisch. Des weiteren darauf: Saftiges Rindsgulasch mit Rotkohl und wunderbaren hausgemachten Spätzle, die die kräftige Soße tragen durften. Lecker!
Im Winterurlaub nahmen wir in der Stube des Kirchenwirt Platz. Das Ambiente könnte man als klassisch bezeichnen, böse Zungen würden es vielleicht auch altmodisch nennen. Lieber Kirchenwirt, da geht noch was. Egal, das Essen war erneut sehr lecker.
Das Duett von Schlutzkrapfen und Spinatknödel war pures Soulfood. Ein fluffiger Knödel wurde von zweierlei hausgemachter Schlutzkrapfen (also eigentlich wurde das Duett damit zum Trio) begleitet. Optisch war der Teller suboptimal, zu groß, zuviel Butter und die Deko aus getrockneten Blütenblättern machte es leider auch nicht besser.
Dafür waren Knödel und Schlutzkrapfen mit Käsefülle geschmacklich ein Traum. Die Variante mit Spinat durfte leider ein Minütchen zu kurz im Wasser baden. Meinen Hinweis darauf kommentierte der freundliche Kellner ganz souverän mit einem “Darf ich Sie und den Gatten als Entschädigung zu einem Espresso einladen?“ Großes Kino – so geht man mit Kritik um!
Kirchenwirts Hausspieß “Schweizer Art“ war die Wahl der besseren Hälfte und konnte in Optik und Geschmack auf ganzer Linie überzeugen. Das prächtig gefüllte Schweinefleisch war nicht nur supersaftig und zart, sondern auch extrem herzhaft gewürzt. Das Grillgemüse dazu war auf den Punkt gegart und bunt gemischt, die Pommes frisch und knusprig.
Und der Korallenchip durfte natürlich wieder nicht fehlen 😉
Der Kirchenwirt ****s
Dorf 3
6235 Reith im Alpbachtal
www.kirchenwirt-tirol.at
Gasthof Dorfwirt
Auch der Dorfwirt ist eine feste Größe in Reith im Alpbachtal. Ich gebe zu, früher hat mich weder der Gasthof, noch die Küche so richtig begeistert. Aber in den letzten Jahren haben Hanni und Hansi den Dorfwirt in eine neue Zeit geschubst. Ein wenig Renovierung in der Stube, den Biergarten aufhübschen und neue kulinarische Wege gehen – schon passt das Gesamtpaket ganz wunderbar.
Ich entschied mich für die Ripperl – bei uns auch Spare Rips genannt – aus der Tageskarte. Dazu gab es Wedges, Kräuterbutterbaguette, zweierlei Dips und Salat. Die Ripperl fielen vom Knochen und waren extrem würzig. Ob die Wedges hausgemacht waren, war schlecht zu beurteilen. Auf jeden Fall waren sie knusprig und perfekt zum Dippen in der Sour Cream.
Noch besser hat mir fast die zweite Sättigungsbeilage gefallen. Das Brot war nämlich mit superleckerer Kräuterbutter geröstet. Zum Glück gab es auf den Rips auch noch einen ordentlichen Klecks Kräuterbutter. Ich konnte mich schwer zwischen Butter und pikantem Chili-Dip entscheiden.
Salatäquator
Da ich ja jenseits des Salatäquators war, hatte ich natürlich einen leckeren Salat erwartet. Ich wurde nicht enttäuscht! Der Salat war so gut, dass er trotz reichlicher Portion Ripperl noch den Weg in meinen Magen fand.
Die bessere Hälfte wählte den Double Chili Cheeseburger Burger und verzichtete wegen der Aussicht auf zwei Patties tatsächlich auf eine Suppe. Die Frage der überaus freundlichen Kellnerin „Unsere Burger werden medium gegrillt, ist das ok für Euch“ war überraschend und wurde mehr als dankbar bejaht. Liebe Burgerketten dieser Welt, bitte nehmt Euch ein Beispiel am Dorfwirt in Reith!
Und so kam frisches Tiroler Rind perfekt medium zwischen fluffige, frisch gebackene Burgerbuns. Dazu reichlich Bacon, Käse und Jalapenos. Die als Begleitung angedachten Pommes wurden gegen Salat getauscht, damit der köstliche Burger auch komplett vertilgt werden konnte. Soulfood in Perfektion!
Der Dorfwirt war auch im Winter ein Muss für uns. Und diesmal musste es für die bessere Hälfte unbedingt eine Suppe sein. Aber nicht – wie in den meisten österreichischen Restaurants auf der Speisekarte – eine Brühe mit diverser Einlage, sondern eine extrem leckere, sehr würzige Suppe aus grünen Bohnen. Ein Traum!
Fisolen = Bohnen
Chef Hansi erklärte uns, dass er diese seit geraumer Zeit schon als Fisolen-Suppe auf der Karte habe, aber sie bei den Touristen erst ankäme, seit sie Bohnensuppe heißt 🙂 Ich lege Euch das Hörbuch “Die Reisemaus in Österreich“ an dieser Stelle ans Herz. Haben wir mit unserer Tochter gerne auf dem Weg in die Berge gehört… dann geht`s auch mit Fisolen, Paradaiser und Topfen sprachlich ganz einwandfrei.
Sonntags ist Zeit für Schweinebraten im Dorfwirt. Ofenfrisch, mit röscher Kruste und schmackhaftem Sauerkraut wird das Sonntagsessen standesgemäß serviert. Ein Traum! Mehr sage ich dazu nicht! Ich muss genießen…
Gasthof Dorfwirt
Kirchfeld 2
6235 Reith im Alpbachtal
www.dorfwirt-reith.at
Der Stockerwirt
Einen Wirt habe ich noch. Und zwar das Hotel Stockerwirt. „Beim Stocker“ kann man ganz wunderbar essen, wir waren im Sommer nur leider zu kurz vor Ort, um dies zu tun. Das haben wir aber im Winter kurzer Hand nachgeholt und haben auch dort lecker geschlemmt. Nur sind die Fotos nicht so sonnig geworden 😉
Bei Stocker wird viel Wert auf ein stimmiges Ambiente gelegt, sogar die Servietten waren edel bedruckt und erinnerten haptisch an echten Stoff. Viel wichtiger aber: die Qualität setzt sich auch bei den Speisen durch.
Ich entschied mich für den Rostbraten vom heimischen Rind. In diesem Fall war der Rostbraten eine dünne, wunderbar rosa gebratene Scheibe vom Alpbachtaler Rindvieh mit hausgemachten Spätzle. Die Soße bestand aus Zwiebeln, Schmand und reichlich Speck. Die Menge hätte zusammengesetzt gut und gerne ein zweites Steak ergeben. So what – einfach geil! Und nach einem fleißigen Skitag kann man sich sowas schon mal gönnen.
Natürlich mussten wir auch den Salat beim Stockerwirt kosten. Er war frisch, knackig, vielseitig und ein sehr feines Dressing. Vielleicht etwas viele Sprossen … aber die sollen ja sehr gesund sein.
Auf der Karte des Stockerwirt steht – wie auf den meisten Speisekarten im alpenländischen Raum – ein saftiges Rindsgulasch. Leider bekommt man es nicht immer so wunderbar zart und saftig serviert. Es mag am guten heimischen Rind liegen, ganz sicher aber versteht die Küche im Stocker ihr Handwerk. Besser geht Gulasch definitiv nicht!
Hotel Stockerwirt
Dorf 39
6235 Reith im Alpbachtal
Österreich
www.hotel-stockerwirt.com
Siegis Moritzhäusl
Ob Ihr es glaubt oder nicht: wir fahren jetzt seit fast zwei Jahrzehnten nach Reith und waren im letzten Sommer tatsächlich das erste Mal bei Siegi in seinem Moritzhäusl. Das Moritzhäusl ist kein Reither Wirth, sondern ein klassisches Heurigenlokal. Heißt: nicht immer geöffnet, Essen nach Tagesangebot, aber immer leckere Weine.
Die Weine bezieht Siegi tatsächlich ausschließlich aus Österreich. Und die österreichischen Winzer können echt leckere Weine! Und es lohnt sich im Moritzhäusl unbedingt nach den Empfehlungen des Chefs zu fragen. In seiner Scheune lagert nämlich der ein und andere Weinschatz. Die Preise dazu sind allesamt sehr fair kalkuliert.
Wenn man den Besuch im Moritzhäusl schon im Vorfeld plant, dann kann man Ripperl, Schnitzel oder Backhändl vorbestellen. Haben die Nebentische gemacht und wurden mit wirklich riesigen Fleischmengen beglückt. Wir waren spontan zu Besuch und konnten uns zwischen ein paar Brotzeiten oder Hähnchenschnitzel entscheiden.
Irgendwie waren wir durch den Blick auf die Nebentische angefixt und wählten das Schnitzel. Genauer gesagt waren es zwei Schnitzel pro Person. Die Speisen im Moritzhäusl sind eben reichlich 😉 Die Schnitzel waren überaus saftig – nicht einfach bei Hähnchen – gut gewürzt und knusprig paniert. Die in Österreich zum Schnitzel obligatorischen Preiselbeeren waren nicht zu süß. Ein perfektes Schnitzel.
Ursprünglich sollte es Kartoffelsalat zum Schnitzel geben. Der war aber aus. So ist das eben in einem Heurigenlokal. Als Entschädigung gab es eine ebenfalls riesige Schüssel mit buntem Salat, der von Oma hätte sein können. Schon allein wegen der Kristallschüssel 😉
Kartoffelsalat war aus
Eisbergsalat, Paprika, Gurke und Zwiebeln waren im Kristall. Alles knackig, unaufgeregt und vor allem mit traumhaftem Dressing, das definitiv nach Omas Rezept war.
Im Winterurlaub haben wir übrigens vorbestellt und wurden mit einem perfekten Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat belohnt. Die Menge Salat hätte dabei für Sommer und Winter gereicht 😉 Wir haben uns alle Mühe gegeben, den wunderbaren Kartoffelsalat zu vertilgen, sind aber kläglich gescheitert. Schließlich musste ja auch noch Platz sein für das Schnitzel…
Wir warten sicher nicht wieder 20 Jahre bis wir wieder ins Moritzhäusl gehen!
Moritzhäusl
Mayrhof 2
6235 Reith i. A.
www.moritzhaeusl.at
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Winter im Alpbachtal