Zugegeben, die Liste meiner Besuche in französischen Restaurants ist klein. Eigentlich kann ich mich nur an das zauberhafte Petit Marie in Köln erinnern. Aber wenn man schon mal auf Durchreise in Frankreich ist, dann kann man die Liste ja vergrößern. Also auf nach Cannes, Ajaccio und Marseille.
Erster Stopp: Cannes
Das mondäne Cannes an der wunderschönen Cote D`Azur ist eine Welt für sich. Es reiht sich „Reich“ an “Schön“ entlang der berühmten Prachtstraße La Croisette. Erst recht, wenn man wie wir zu Zeiten der Filmfestspiele vor Ort ist. Ein echtes Erlebnis, das man auf seiner bucket list haben sollte. Je näher man an der Promenade flaniert, desto hochpreisiger ist Cannes. Und das gilt gleichsam für Shopping und Genuss.

Also begaben wir uns abseits des allgegenwärtigen Luxus in die Altstadt von Cannes und stießen auf das bezaubernde Bistrot De Grand Mère. Wir hatten Glück und bekamen den letzten Tisch auf der ansonsten voll mit Einheimischen besetzten Terrasse. Die Karte des Bistrot wechselt täglich und ist sehr übersichtlich, so wie es sich “Chez Grand Mère“ gehört. Dazu gibt es eine regionale Weinkarte, von der wir die Weißwein-Empfehlung des freundliche Service – einem perfekt englisch sprechenden jungen Mann – wählten.

Vorweg wurde uns eine intensive Oliven-Tapenade mit krossem Baguette serviert. Unspektakulär, aber richtig gut. Und irgendwie ziemlich passend zum Bistrot De Grand Mère, das wie eine Mischung aus Omas Küche und provencalischer Brasserie wirkt.
Der Fisch des Tages war ein perfekt gebratenes Filet von der Dorade auf knackigem Gemüse und Kartoffeln mit reichlich gutem Olivenöl und Kräutern der Provence gewürzt. Ein perfektes Gericht für einen sonnigen Mittag an der Cote D`Azur! Ehrlich, schnörkellos, perfekt gewürzt und mit einer Prise Liebe verfeinert.

Und auch das Fleisch am Tisch war wunderbar. Sirloin-Steak mit Pommes Frites und Pfeffersoße. Das Steak sah zunächst ungewöhnlich aus, war es doch an mehreren Stellen eingeschnitten und wirkte, als wäre es ein zweites Mal gestorben. Weit gefehlt: das Fleisch war saftig, zart und hatte eine herrliche Kruste. Ein echter Genuss, auch weil man die gute Qualität des Fleisches – welches im Bistrot De Grand Mère aus der Region kommt – am Geschmack erkennen konnte.

Die Pommes waren knusprig und kartoffelig, ganz sicher kein TK-Einheitsbrei. Bei der Pfeffersoße merkte man, dass in Frankreich gerne Soße serviert und gegessen wird. Hoch aromatisch trotz recht flüssiger Konsistenz mit reichlich grünem Pfeffer und Schalotten passte das Sößchen perfekt zum Steak.
FAZIT: Le Bistrot De Grand Mère serviert ehrlich Küche der Provence in höchster Qualität. Abseits von Tourismus und Luxus eine echte kulinarische Perle in Cannes!
Le Bistrot de Grand Mère
1 Rue du Pré
06400 Cannes
Frankreich
www.lebistrotdegrandmere.com
Zweiter Stopp: Marseille
Auch Marseille ist eine Reise wert. Allerdings hat es als zweitgrößte Stadt Frankreichs wenig von einem beschaulichen Hafenstädchen. Wenn man sich aber in die Richtung des alten Hafens orientiert, dann zeigt auch Marseille echten französischen Charme und besticht durch schöne Gebäude und nette Restaurants und Cafés. Wir entschieden uns unter den unzähligen Möglichkeiten für die Brasserie Le Soleil.

Was muss man essen, wenn man in Marseille ist? Richtig: Bouillabaisse! Gerne zahlt man dafür in Fischrestaurants 75,- Euro pro Person. In der Brasserie Le Soleil schlug sie nur mit 28,- Euro zu Buche. Dafür gab es auch keine weißen Tischdecken und wahrscheinlich waren auch nicht alle klassischen Sorten Edelfisch in der Suppe vertreten. Aber sie war lecker und das ist doch das Wichtigste.
Kein Foto für die Bouillabaisse
Reichlich erstklassiger Fisch in kräftiger Brühe, knuspriges Baguette und eine tolle Sauce Rouille, aber leider komplett ungeeignet für ein schönes Foto 🙂

Hübscher und nicht weniger lecker war da der Oktopus-Salat. Auch dieser war von toller Qualität. Man merkte, dass man an der französischen Riviera war. Und das galt auch für die Muscheln mit Knoblauch, Zwiebeln und Tomaten. Im Mai gibt es bei uns schon lange keine Muscheln mehr, erst recht nicht so schmackhafte.

Ich war in Cannes nicht dazu gekommen, daher bestellte ich in der Brasserie Le Soleil den Salat Nicoise. Hatte ich tatsächlich zuletzt im Französischkurs im Gymnasium gegessen. Salat, Kartoffeln, grüne Bohnen, Paprika, Tomaten, Thunfisch, schwarze Oliven, Sardellen und gekochte Eier – es war alles auf dem Teller, was in einen ordentlichen Salat Nicoise gehört. Ich hatte genau das erwartet und wurde vor allem bei Geschmack und Frische nicht enttäuscht.
FAZIT: Die Brasserei Le Soleil eignet sich perfekt für eine Stärkung zwischen Sightseeing und Shopping. Gutes Essen, faire Preise, toller Service und Blick auf den alten Hafen – das Gesamtpaket passt!
Brasserie Le Soleil
27 Quai des Belges
13001 Marseille
Frankreich
Dritter Stopp: Ajaccio, Korsika
Unsere Frankreich-Tour führte uns auch nach Korsika. Genauer gesagt nach Ajaccio, der Hauptstadt mit dem omnipräsenten Napoléon Bonaparte. Ajaccio ist wirklich hübsch und so unglaublich historisch. Mein Tipp: eine Fahrt mit der Bimmelbahn, die alle sehenswerte Orte anfährt. Aufenthalt an der Grotte Napoléon inklusive.

Und natürlich kann man in Ajaccio auch sehr lecker essen, zum Beispiel in Le Bar Des Pecheurs direkt an der Strandpromenade. Dort werden korsische Gerichte, Tapas, Burger sowie leckere Weine und eine große Auswahl Cocktails serviert. Achtung: das Bier ist mit 9,- Euro für den halben Liter superteuer. Die restlichen Preise sind für Lage und Qualität aber absolut angemessen.

Schon mal Muscheln auf korsische Art gegessen? Wenn man es googelt, dann bekommt man bekannte Varianten mit Tomate, Knoblauch o.ä. angezeigt. In Wahrheit sind es aber Miesmuscheln mit einer Soße aus Brocciu, dem Nationalkäse Korsikas. Der Brocciu wird traditionell aus Schaafs- und Ziegenkäse hergestellt und passt tatsächlich sehr gut zu Muscheln.

Das Ganze ist eine sehr würzige Kombination, die extrem sättigend ist. Ganz klassisch “Moules Frites“ wurden Pommes als Beilage serviert. Diese ähnelten Kartoffelchips und brachten einen ähnlichen Suchtfaktor mit. Probieren lohnt sich!
Ansonsten gab es am Tisch Salat. Zum Einen in der Variation aus Burrata und Tomate. Daran gab es nix zu meckern. Frisch-aromatische Tomaten, cremiger Käse, feines Olivenöl, was sollte da auch schiefgehen?

Ich entschied mich für den „Salade a la Corse“. Grüner Salat, Tomaten, schwarze Oliven und erneut Broccio, diesmal als Hartkäse in der gereiften Variante. Und damit man satt wird, bekam das Ganze ein großzügiges Topping aus hauchdünnem Rohschinken. Eigentlich ein perfekter Salat für alle, die kein Grünzeug mögen 😉

Ich fand ihn aber auch toll! Eine perfekte Geschmackskombination und gute regionale Produkte, dazu Blick aufs Meer und ein kühles Glas Weißwein – so geht Urlaub, oder?
FAZIT: Le Bar Des Pecheurs besticht durch gutes Essen in traumhafter Lage. Ein Ort zum Genießen und Verweilen.
Le Bar Des Pecheurs
Quai Napoléon
20000 Ajaccio
Korsika, Frankreich