Das FIVE serviert tatsächlich schon seit 10 Jahren leckere Menüs im Herzen von Bochum. Warum ich erst jetzt dort zu Besuch war? Keine Ahnung! Ein Grund ist aber, dass es fast unmöglich ist einen der nur 16 Plätze zu ergattern. Die Reservierung im FIVE läuft online. Der Kalender zeigt immer freie Kapazitäten für die kommenden zwei Monate an. Und meist zeigt er eben keine freien Plätze an.
Reservierung um Mitternacht
Mein Tipp: um Mitternacht wird immer ein neuer Tag freigeschaltet. Dann müsst Ihr fix sein und es kann klappen mit einem Tisch. Klingt schräg, aber das Menü und die unvergleichliche Atmosphäre im FIVE sind den Aufwand auf jeden Fall wert!

Das Menü im FIVE wechselt alle zwei Monate. Es gibt zwei Varianten: mit Fisch und Fleisch oder Veggie. Gerne kann man auch die Gänge mischen. Wenn man zu zweit ist, kann man natürlich auch jeweils teilen.
Zur Feier des Tages starteten wir mit einem feinen Champagner. Dazu gab es eine frisch gebackene Laugenschnecke mit zweierlei Dip. Besonders lecker fand ich die aufgeschlagene Butter mit feinem Trüffel.

Als zweiten Gruß servierte das Team einen cremig-würzigen Burrata mit süß-saurem Tomaten-Ragout und einem Scheibchen Ciabatta. Dazu ein paar Tropfen Kräuteröl, so einfach und gut kann ein Appetizer sein!

Wie erwähnt ist der Platz im FIVE sehr überschaubar. Das schafft eine wirklich einzigartige Wohnzimmeratmospäre, bei der man – wenn man möchte – auch gerne mit den Tischnachbarn ins Gespräch kommen kann.
Ansonsten ist alles eine Zwei-Mann-Show. Tibor Werzl und Nicolai Menting zeichnen verantwortlich für die Küche, ausgesuchte Weine und herzlich-kompetenten Service. Alles ungezwungen, aber dennoch stilvoll und schick.

Miesmuscheln – Miso – Kombu – Senfkohl – Chili
Das Menü startete mit wunderbar zarten Muscheln in einem kräftigen Sud voller asiatischer Aromen und Umami. Die Chili-Schärfe war perfekt eingebunden und knackiger Kohl sorgte für Konsistenz und Mundgefühl.

Steinbutt – Beurre Blanc – Kaviar – Kefen
Der Steinbutt gilt als Signature Dish des FIVE. Was ein Glück, dass wir ihn erleben durften! Butterzarter Fisch auf knackig-frischen Kefen (Zuckerschoten) schwamm in hinreißend cremiger und reichlich vorhandener Beurre Blanc. Zweierlei Kaviar sorgte für eine Extra-Portion Salzigkeit und verlieh der buttrigen Soße einen Hauch Leichtigkeit. Rundum ein Gedicht!

Enten Taco – Avocado – Sanddorn – Kraut
Ich dachte eigentlich, dass der Steinbutt nicht zu toppen wäre. Aber was dann folgte, war dem Fisch mindestens ebenbürtig. Die Bezeichnung „Enten-Taco“ war eigentlich viel zu profan für die kreative Komposition aus Texturen und Aromen. Confierte Enten-Keule, gezupft und herausragend saftig, mit cremiger Avocado und umwerfenden Rotkohl-Salat auf einem soften Taco, dazu Sanddorn mit spitzer Säure – mehr Soulfood geht nicht!
Ich hätte davon unendlich weiter essen können, so perfekt haben sich die Geschmäcker verbunden. Im übrigen verstehen es die Jungs im FIVE, auf die Kante zu Würzen ohne dabei die Eleganz zu vernachlässigen.

Zu den Menüs (89,- Euro bzw. 79,- Euro für die vegetarische Variante) kann man aus jeweils fünf weißen oder roten Weinen wählen. Oder man begibt sich in die Hände von Tibor und Nicolai und lässt sich mit perfekt passenden Tröpfchen überraschen. Würde ich jederzeit wieder machen. Erst recht für den unschlagbar günstigen Preis von 36,- Euro!

Nebraska Beef – Schulterrolle – Ochsenschwanz – Wurzelgemüse
Zum Hauptgang gab es die aktuell beliebte Kombination aus rosa gebratenem und geschmortem Fleisch. In diesem Fall perfektes Teres Major mit einem intensivem Ochsenschwanzragout, das quasi als Soßenersatz fungierte. Für mich eine echte Offenbarung: das gepickelte Wurzelgemüse. Was eine geniale Idee, dem Gericht damit nicht nur Struktur sondern auch eine zusätzliche Aromenspannung zu geben!

Grand Cru Schokolade – Orange – Pistazie
Das süße Finale im FIVE konnte man getrost – und im positiven Sinne – als „Tod durch Schokolade“ bezeichnen. Zartschmelzende Schoko-Mousse und ein verführerisches Schoko-Sorbet im Wechselspiel mit marinierten Orangen, einer Orangensoße und crispy Pistazien. Hach, was soll ich da noch mehr zu sagen? Ich war glücklich!

Das FIVE wurde in der heimischen Presse auch gerne mal als Anwärter auf einen Michelin-Stern gehandelt. Die Küche gäbe es sicher her und ich habe schon in besternten Restaurants schlechter gegessen. Ob es für Konzept und Atmosphäre gut wäre? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Ich werde auf jeden Fall demnächst mal wieder um Mitternacht im Netz sein, um mit viel Glück ein Plätzchen für das Menü zu ergattern!
FIVE
Hellweg 28-30
44787 Bochum
www.five-bochum.de
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Kantine Urban DYiner